Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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mögliche gethan hat, um sein Land glücklich zu machen, unb an bem bie Witwen 
unb Waisen ben besten Vater, bie Armen ihren Wohlthäter verloren. 
Anfangs Jänner 1778 nahm ber Churfürst Karl Theobor von dein ihm 
vertragsmäßig angefallenen Erbe Besitz. Aber zu gleicher Zeit trat Oesterreich mit 
Ansprüchen auf Niederbayern auf, welche es von bem bayerischen Herzoge Johann 
von Stranbing-Hollanb vom Jahre 1425 herleitete, unb schon am 1. Jänner ruckten 
von Peuerbach her in Schärding österreichische Truppen — etwa 200 Mann, denen aber 
noch cmbere Truppenabtheilungen, im Ganzen 9000 Mann folgten — et», unb besetzten 
im Einverständnisse mit bem Churfürsten Karl Theobor, welcher in einem Vertrage 
vom 14. Jänner 1778 bie Ansprüche Oesterreichs anerkannt hatte, nicht nur den 
niederbayerischen Antheil, sondern auch noch andere Herrschaften. Auf Betreiben des 
Herzogs Karl von Zweibrücken, des präsumtiven Nachfolgers des Churfürsten Kaü 
Theodor, widerstritt dieses Unternehmen Oesterreichs der Preußenkönig Friedrich . 
als Beschützer des Hauses Pfalzbayern, und rüstete sich zum Kampfe. 
Aber auch Kaiser Joses, selbst kriegerisch gefilmt, stellte, ungeachtet feine 
ftrau Mutter Maria Theresia eine friedliche Beilegung ihrer Ansprüche wünschte, 
ben Preußen eine Streitmacht von 250.000 Mann in Böhmen entgegen, unb es 
würben daher die meisten Truppen aus Bayern zurückgezogen, welche über Scharding 
Peuerbach unb Linz nach Böhmen marfchirten. Doch kam es zu keinem ent- 
fchcibcnbeii Treffen. V , ,, . . ... 
Nach einigen unbebeutenben Scharmützeln in Bohmen, welche unter 
Namen „Bayerischer Rumei," ober „Zwetschkenrnmel bekannt finb, erfolgte 
unter Vermittlung Rußlands und Frankreichs am 13. Mai 1779 zn Tesche» m 
Österreichisch-Schlesien der Friedensschluß. Demgemäß begnügte sich Oester¬ 
reich mit der Abtretung des jetzigen Jnnviertels, d. i. des zwischen der -toiicm, 
bem Inn unb ber Salzach unb zwischen bem Hausruck unb ber Salat gelegenen 
Landstriches, etwa 38 Onabr atm eilen groß, 115.750 Einwohner zählend, mti. beit 
Landgerichten Schärding, Ried, Mauerkirchen, Braunau, Friedburg und Wildshut, 
entsagte aber den übrigen Forderungen. So kam das Jnnviertel, ein schätzbares 
Kronjnwel, zum Lande ob der Ens; Oesterreich erhielt dadurch eine schone, sichere 
Gränze, ein fruchtbares Gebiet, eine ergiebige Getreidekammer. Aber die beiden 
Schwesterftädte Schärding und Braunau empfanden diese Granzverrucknng bitter; 
denn die neue Landesgrenze fiel nun mitten in den Inn, und damit auch der 
Wohlstand derselben; der Inn, insbesondere aber das strenge Abschließen -cstcv 
reichs vom Auslande durch enggezogene Zollschranken schied von nun an die beiden 
Städte von dem bisher innigen und lebhaften Verkehre mit den jenseitigen Bewohnern 
gänzlich ab; für Schärding beginnt nun eine neue Periode mit beschränkteren Ver¬ 
hältnissen unb bitteren Wechselsftöeii. 
Kurze Zeit vor ber Abtretung des Jnnviertels an Oesterreich wurde die 
Stadt Schärding von einem schweren Unglücke betroffen; am 29. März 1779 bi ach 
nämlich in dem damals Johann Paul Peyrer'schen Bränhanfe mit oberen Stabt- 
platze, heute Nr. 53, in Folge der Fahrlässigkeit Feuer ans, welches von einem
	        
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