Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

Bayern auf dem linken Juuufer, in verschiedene Corps getheilt, ebenfalls ein Ge- 
sannntheer von 60.000 Mann entgegenstellten. Prinz Karl von Lothringen hatte 
den Plan, die Franzosen und Bayern entweder in einer Hauptschlacht zu über¬ 
winden, oder durch Manövers bis an den Rhein zurückzudrängen. General von 
Seckendorf that alles Mögliche, um weiteres Unheil zu verhüten, und befahl dem 
General Miuucci, mit 8000 Mann, Braunau gegenüber bei Sinrbach eine feste, 
durch einen tiefen Graben noch mehr zu sichernde Stellung zu nehmen. 
Am 6. Mai 1743 eröffnete Prinz Karl von Lothringen den Feldzug: 
während Graf von Khevenhüller mit dem rechten Flügel zu Schärding über den 
Inn ging, und durch feinen schnellen Vormarsch durch das Rotthal hinauf, die 
Franzosen, die sich aus den einzelnen Besatzungen gegen Las Hauptquartier zurück¬ 
zogen, von den Bayern abschnitt, rückte Prinz Karl mit seinem linken Flügel von 
Reichersberg gegen Braunau vor, um diese Stadt zu belagern und durch starkes 
Beschießen zur Uebergabe zu zwingen. *) Am 9. Mai griff der Prinz mit über¬ 
legener Streitkraft die Bayern in ihrem befestigten Lager bei Simbach an, und 
brachte sie nach einer blutigen Gegenwehr zum Weichen; die Niederlage war eine 
vollständige; ein Theil der bayerischen Armee rettete sich nach Braunau, der andere 
nach Burghausen, eiu dritter, darunter anch General Miuucci, geriet!) in Gefangen¬ 
schaft; der Verlust an Gefangenen und Getödteten belief sich auf 4000 Mann; 
überdies; wurde das ganze Lager erbeutet; österreichischerseits waren 4 Lieutenants 
und etwas über 100 Mann geblieben. 
So stand denn Bayern den Oesterreichern wieder offen, die auch unauf¬ 
haltsam vordrangen und das Land in Besitz nahmen. 
Kaiser Karl VII. mußte München wieder verlassen und sich nach Frank¬ 
furt salvireu; um den Frieden, und durch diesen den Besitz seiner Erbländer wieder 
zu erhalten, ließ er am 27. Juni 1743 einen Waffenstillstand unterhandeln und 
abschließen. Die -Oesterreicher konnten bis zum Abschlüsse des Friedens ganz 
Bayern besetzt halten; die bayerischen Truppen sollten sich auf ein neutrales Gebiet 
begeben; die von ihnen besetzten Plätze: Straubing, Braunau, Reichenhall, selbst 
auch Ingolstadt sollten an österreichische Besatzungen ausgeliefert werden. 
In Bayern wurde eine österreichische Verwaltung unter dem Grafen von 
Goes eingesetzt; die Stände und das Volk mußten huldigen — ein Seitenstück zn 
den Huldigungen in Linz und Prag! 
Die Friedensunterhandlungen zerschlugen sich; König Friedrich II. von 
Preußen als Bundesgenosse Bayerns, machte eilte Diversion gegen die Oesterreicher, 
und rückte im August 1744 mit 80.000 Mann in Böhmen ein, und eroberte iti 
kurzer Zeit dieses Land; zwar wurde er im November daraus wieder verdrängt. 
i) Während dieser Belagerung herrschte in Brannan große Noth; ein Laib Commis- 
brod kostete 5 Gulden Reichs-Währung; die schönsten Pferde mußten gestochen, alle Eßwaaren 
beim Commandanten abgeliefert werden; zwei Galgen standen bereit für Diejenigen, welche 
Lebensrnittel verheimlichen wollten; vom 12. bis 21. Mai starben 400 Personen größtenteils 
durch Hunger.
	        
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