Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

— 240 — 
Zunufer nach Schärding in Marsch. Sollte die Unternehmung gelingen, so mußten die 
Truppen sich verborgen halten, bis Brückenkopf, Brücke und Stadtthor durch Heuwägen 
gefüllt, die erwünschte Gelegenheit zum Eindringen böten. Doch selbst im günstigsten 
Falle durfte Törring kaum hoffen, sich der Stadt, sondern nur des schwachen Brücken¬ 
kopfes am linken Stromnser bemeistern zu können. Indessen verhinderte Uebereilung 
jeden Erfolg; kaum zeigte sich die Wagenreihe, als die bayerischen Vortruppen mit 
der aus 1 Cornet und 15 Husaren bestehenden Bedeckung zu plänkeln anfingen. 
Hiedurch gemahnt, wurde die Besatzung zu den Waffen gerufen; Bärenklau ließ so¬ 
gleich die Thore sperren, und die Heuwägen ausschließen. Der Uebersall war 
mißlungen; nur offene Gewalt konnte noch zum Ziele führen. Törring ließ durch 
Grenadiere den Brückenkopf, mit dessen Erbauung und Bollendung die Oesterreicher 
eben noch beschäftiget waren, mit Sturm angreifen, was auch gelang; die Oesterreicher 
zogen sich, theilweise mit den nachdringenden Bayern kämpfend, über die Brücke in 
die Stadt zurück; viele der Kämpfer, Panduren und Kroaten, fielen in Folge des 
Gedränges von der Brücke, und fanden in den Flnthen des Inns ihren Tod, oder 
wurden sonst niedergehauen. 
Hinter dem Erdwerke des Brückenkopfes deckte aber der Thurm — Scharding 
am Thurm — durch den das Thor führte, die Brücke. Törring ließ zwei Kanonen 
vorfahren, um das geschlossene Thor einzuschießen, und als dieses nicht erreicht 
wurde, befahl er den Grenadieren, das Thor aufzuhauen; doch als sich letztere dem 
Thurme näherten, wurden sie mit einem so wirksamen Gewehrfeuer empfangen, daß 
sie sogleich hinter eine nahe gelegene Scheune retirirteu, von wo sie nicht mehr her¬ 
vorzubringen waren/) 
Dem General Bärenklau, überhaupt einem der kühnsten und unternehmendsten 
unter den österreichischen Unterfeldherrn, genügte diese gelungene Vertheidigung noch 
nicht; er beschloß zum Angriffe überzugehen, und beeilte sich, hiezu alles vorzubereiten. 
Unter Begünstigung des Feuers der Festung führte Bärenklau um 1 Uhr Nach¬ 
mittags die Augriffskolonne über die Brücke. Das Thor des Thurmes ward geöffnet; 
die Oesterreicher fielen auf die Bayern aus, welche sich in dem unvollendeten Brücken¬ 
köpfe festgesetzt hatten. Mit Verlust mehrerer Todten wurden sie auf Törring, der 
l) Oesterreichische Militär-Zeitschrift 1827, III. 33b., Fol. 283. 
A. Büchner in seiner Geschichte von Bayern, IX. Bb., S. 204—205 erzählt diesen 
Vorfall in anderer Weise: Feldmarschall von Törring-Jettenbach sei mit 1500 Mann ans Böhmen, 
über sehr beschwerliche Gebirge und Wege nach Passau gekommen; dort nahm er einige Feldstücke 
und Haubitzen; mehr sollte ihm der Graf Piofasque, auch Reiter und Fußvolk, zuführen. Im 
Landgerichte Griesbach hob er 8J0 Bauernburfche aus. Mit dieser ungefähr 2500 Mann 
starken Schaar zog er nach Schärding gegen Bärenklau, und kam am 17. Jänner früh vor dieser 
Stadt bei dem jenseitigen Brückenköpfe an, mit dessen Erbauung eben die Oesterreicher beschäftigt 
waren. Die Bayern nahmen bie noch nicht vollendete Schanze mit Sturm; bie Oesterreicher 
zogen sich über die Brücke in die Stadt, machten aber, als sie gewahr wurden, daß die Bayern 
viel schwächer als sie seien, sogleich wieder einen Ausfall, welchen zwar Törring zurücktrieb, 
aber, weil Piosasque's Hilfstruppen nicht erschienen, den Angriff nicht mehr fortsetzen konnte, 
sondern gegen Braunau sich zurückzog. Bärenklau folgte ihm auf dem Fuß u. s. w.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.