Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Auch wurde um diese Zeit gutes Geld eingewechselt, und dafür schlechte Münze 
ausgeprägt, wodurch die bayerische Münze bald in üblen Verruf kam. Uebrigens 
blieb Bayern bis zum Jahre 1740 im tiefen Frieden; doch wurde die Kriegsmacht 
ansehnlich vermehrt. 
Der österreichische Erbfolge-Rrieg. 
Bayern hatte sich noch kaum von den Wunden des letzten Krieges erholt, 
als es uach 34 Friedensjahren von den Wehen und Drangsalen neuer, mit Oester¬ 
reich geführter Kriege heimgesucht wurde. Die Veranlassung gab der am 20. Ok¬ 
tober 1740 erfolgte Tod Kaiser Karl VI. des letzten männlichen Sprossen der 
Habsburger-Dynastie in Oesterreich. Dieser hatte wohl im Jahre 1731 die soge¬ 
nannte pragmatische Sanktion eingeführt, d. i. er hatte seine älteste, nachmals an 
den Großherzog Franz Stephan von Toskana vermählte Tochter Maria Theresia 
als die einzige Erbin der sämmtlichen österreichischen Stammländer erklärt, und 
durch große Opfer auch die meisten europäischen Fürsten zur Anerkennung derselben 
bewogen. 
Doch Churfürst Karl Albrecht von Bayern und König Friedrich II, von 
Preußen verweigerten die Anerkennung. *) 
Kaum hatte Kaiser Karl VI. die Augen geschlossen, so fiel Friedrich II. 
mit seiner Armee in Schlesien ein, und eroberte es in kurzer Zeit; nun trat auch 
Churfürst Karl Albrecht mit Erbansprüchen gegen Oesterreich auf, schloß am 18. Mai 
1741 eilt Bündnis mit Frankreich, um seine Rechtsansprüche kräftiger verfechten 
zu können.2) Diesem Bündnisse traten noch im selben Jahre die Churfürsten von 
Köln, von der Pfalz und von Sachsen, die Könige von Preußen, Spanien und 
Sardinien bei, welche alle, obwohl Geranten der pragmatischen Sanktion, ans Theile 
der österreichischen Monarchie Ansprüche erhoben. 
Der Sturm ging von allen Seiten gegen Oesterreich los; Maria Theresia 
war in großer Gefahr und Bedrängnis; denn in Oesterreich machte man erst Zube- 
l) Ersterer hielt noch im Jahre 1739 mit Kaiser Karl VI. zu Melk, wohin er mit 
seinem Churprinzen auf prächtigen Schiffen zu Wasser, an Schärding vorüber, gefahren war, 
wegen der Ansprüche des Hauses Bayern auf einige österreichische Erbländer eine jedoch frucht¬ 
lose Unterredung. 
t) Um die Geldmittel zur Führung dieses Krieges aufzubringen, wurden von der 
bayerischen Landschaft die nur einigermassen disponiblen Kirchengelder der vermöglicheren Gottes¬ 
häuser, und andere Stiftungsgelder als 5prozentige Zwangs-Anlehen aufgenommen. Viele Kircheu 
des Junviertels, das nachmals an Oesterreich überging, büßten hiedurch bedeutende Capitals- 
Summeu in der Weise ein, daß Bayern bis zum heutigen Tage hievon weder Zinsen zahlte, 
noch sonst Abschlags-Zahlungen leistete, da bei der Uebergabe über diese sogenannten Innviertler- 
Schulden keine Verrechnung gepflogen wurde. In den Jahren 1740 und 1741 waren außerdem 
noch auf sämmtliche Gewerbe-Junungen Kriegs-Auleheu ausgeschrieben worden; so mußten z. B. 
die Bierbräuer zu Schärding 600 Gulden, die Metzger 325 Gulden, die Schuhmacher 100 Gulden, 
die Färber 130 Gulden, die Zimmerleute 62 Gulden an die churfürstliche Regierung einzahlen. 
Notelbuch der Stadt Schärding vom Jahre 1740.
	        
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