Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Dem von seinem Volke gefeierten Churfürsten Max Emmanuel folgte in 
der Regierung der bayerischen Stammlande sein älterer Sohn Karl Albert; 
dieser war bei seinem Regierungsantritte 29 Jahre alt, und mit einer österreichischen 
Prinzessin Maria Wilhelmina Amalia vermalt. 
Um die große Schuldenlast zu tilgen, wurden bei Hof verschiedene Em- 
fchränkungen gemacht; so wurden unter anderen die mit großen Besoldungen ver- 
bundenen Aemter bei deu Hofstäben und in den Staatskollegien Mitglieder» hoch¬ 
adeliger, wohlbegüterter reicher Geschlechter des Landes, welche Ehren halber unentgeltlich 
dienten, verliehen, oder auch, wenn sie dieses nicht konnten oder wollten, wurde ihnen 
der Erträgmßgenuß von Pflegeämteru und Landgerichten, und deren Verwaltung 
durch Stellvertreter gestattet. _ 
Aus diesem Grunde war auch nach Schärding ein Landrichteramts-Verwalter 
gesetzt, während die Stelle des Landrichters selbst dem Hofeavalier, Mar Freiherrn 
von Sandizell zum Genusse zugetheilt war. Jedoch dauerten diese Einschränkungen 
bei Hofe nur kurze Zeit; Churfürst Karl Albrecht verfiel in die Prachtliebe seines 
Vaters; die Schulden wurden nicht nur nicht getilgt, sondern sogar viele neue gemacht. 
Im Jahre 1728 kostete der Schaffet Weizen 6 Gulden 48 Kreuzer, Schaffet 
Korn 5 Gulden 12 Kreuzer, das Pfund Rindfleisch 4 Kreuzer, Schaffleisch 3l/2 Kreuzer, 
1 Maß Märzenbier 3 Kreuzer, gemeines Bier 21/2 Kreuzer, 1 Maß Österreicher 
Weht 26 Kreuzer; der Taglohn für den Zimmermann war 15 Kreuzer, auf der 
Höhe 18 Kreuzer, für den Maurer 18 Kreuzer, für den Taglöhner 12 Kreuzer. 
Bemerkenswerth sind die Witternngsverhältniffe der Jahre 1728—1729 -und 
1739—1740; der Winter des Jahres 1728 auf 1729 dauerte 157 Tage, denn der 
Frost mit empfindlicher Kälte hielt vom 25. November 1728 bis 1. Mai 1729 an; 
noch in der Mitte März war die Ostsee ganz mit Eis bedeckt; noch strenger war 
der Winter von 1739—1740. Nach einem sehr heißen Sommer trat schon am 
2. Oktober eine ungewöhnliche Kälte ein, dann folgten Hagel, Schnee und Näße; zu 
Ende Oktober standen schon die Miße, zu Anfang des Novembers standen die Wasser¬ 
mühlen, und in der Mitte dieses Monats fiel eine große Menge Schnee. Kurz vor 
Weihnachten thaute es auf, und die Flüsse traten stark ans. Am 9. Jänner 1740 
war die Kälte ant grimmigsten; Reisende erstarrten auf den Straßen sammt ihren 
Pferden, andere kamen so, wie sie auf den Schlitten faßen, todt an den Thoren der 
Städte an; alles Jungvieh erfror; deu Kühen wurden die Streiche, dem Hornvieh 
die Klanen unb Hinterbeine beschädiget, die Kühe verwarfen, Hühner und Gänse 
lagen in den Ställen hingestreckt; Wein, Bier, Essig wurden, wenn mau damit über 
die Gasse ging, zu Eis; die Haut zersprang im Gesichte, als wenn sie verbrannt 
wäre. Am 27. Mai fiel noch Schnee; fast alle Obstbänme erfroren; selbst in 
Italien und Spanien war die Kälte heftig. Das Vieh mußte 30 Wochen lang im 
Stalle gefüttert werden; erst gegen Ende April brachen die Flüsse auf, und mit 
Ende Mai verlor sich der Winter gänzlich. 
Im Jahre 1735 war in Bayern das Lottospiel eingeführt worden, um 
Geld zu gewinnen, in moralischer Hinsicht eine wohl nicht zu billigende^ Erfindung.
	        
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