Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Aber die Folgen dieses unrühmlichen und unglücklichen Krieges lagen schwer 
auf dem Bayerlande; denn viele Ortschaften und Bauernhöfe waren verbrannt, ganze 
Gegenden ausgeplündert und verwüstet, die Bürger und Bauern durch beständige Ein¬ 
quartierungen und Truppenmärsche, durch die fortwähreuden Contributiouen und Anlagen 
ausgesaugt, und deren Wohlstand auf viele Jahre dahin. Der finanzielle Schaden, welchen 
die Stadt Schärding in der Periode von 1701—1714 erlitten hatte, betrug die nicht 
geringe Summe von 200.268 Gulden; die Stadtkammerschulden allein 50.000 Gulden. 
Es werde des strengen Winters von 1708—1709 erwähnt, dessen Kälte 
alle Vorstellungen überstieg; am 15. März 1709 war es noch so grimmig kalt, 
daß der Speichel zu Eis ward, ehe er auf den Boden gefallen war; die Erde war 
noch im Mai erstarrt: die Wintersaat mußte umgepflügt, der Boden mit Sommer¬ 
getreide besäet werden; ganze Waldungen wurden vernichtet; Tausende von Menschen 
und Thieren im Freien, und selbst in ihren Wohnungen erlagen der wüthenden Kälte, 
welcher dann verheerende Krankheiten und Seuchen auf dem Fuße folgten. 
Am 6. Dezember 1709 ließ der kaiserliche Administrator, Graf von Löwen¬ 
stein, den Magistrat Schärding nach Mauerkirchen berufen, und kündigte demselben 
die Unterwerfung der Stadt unter das kaiserliche Scepter an. Am 3. Oktober 1710 
wurde durch den damaligen Cameral-Administrator zu München, Grafen von Seeau 
die Stadt Schärding sammt Schloß und Mautamt dem damaligen Reichskanzler, 
Grafen Philipp Ludwig von Sinzendorf als Reichslehen auf dem hiesigen Rath¬ 
hause extradirt, der kaiserlichen Pflicht entlassen, der Magistrat und die Bürgerschaft 
aller gräflichen Gnaden und des Schutzes versichert, die Gerechtsamen und Privi¬ 
legien garantirt, woraus die Bürger als gräflich Siuzendors'sche Unterthanen das 
Hornagium leisteten, und als solche bis zu Ende des Jahres 1714 verblieben, 
während in der Stadt eine kaiserliche Garnison lag.l) 
Nach dem bewältigten Bauernaufstande vergingen noch mehrere Jahre, bis 
die alten geordneten Zustände in Bayern wieder zurückkehrten. 
Noch im Jahre 1706 wurde eine neue Quartiers-, Vorspanns- und Eon- 
tribntions- Ordnung erlassen, welche für die Unterthanen wesentliche Erleichterungen 
enthielt; doch dauerten die Militärlasten und andere Abgaben noch lange fort. 
Im Jnuviertel sah es nach dem Aufstande recht traurig aus; die meisten 
Bauern waren verschuldet oder gänzlich verarmt; manchem sogenannten Hofbauer 
waren von feiner ganzen fahrenden Habe nur etliche Oechslein und eine Kuh übrig 
und schlug, weil zu verschiedene unlautere Elemente sich hierau Beteiligten, ober bie Leitung 
sich anmaßten, wie jebe anbere Rebellion in lose Ungebunbouheit, in Muthwillen unb anarchische 
Despotie über, welche Freiheit von jeber gesetzmässtgen Obrigkeit, von jeber Abgabe unb Last 
für sich in Anspruch nahm; es riß Meinungsverschiedenheit, Uneinigfeit unter ben Leitern des 
Aufstanbes, bie bem einmal entfesselten Elemente kein ernstliches Halt^ mehr gebiete« konnten 
ober wollten; so gebrach es ber Lanbesbesension balb an Einheit im Hanbeln, wozu noch ber 
schanbliche Verrath kam; bie Folge bauon, obwohl bie Erhebung eine massenhafte war, zeigte sich 
m Schwäche unb in der jammervollen Niederlage. 
l) Gleichzeitig war Rieb an ben Fürsten von Trantson gekommen, unb ber Hofkammerprä- 
ftbent Gundaker (ob. Gundakar) von Starhemberg erhielt bie Herrschaften Matighofen unb Utenborf.
	        
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