Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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insbesondere die Husaren und Dragoner durch ihre fortwährenden Ausfälle, ohne 
Einhaltung des getroffenen Waffenstillstandes das umliegende Land fort und fort 
auf viele Stunden weit mit feindlichen Plünderungen und Räubereien in den Bauern¬ 
höfen, Hinwegtreiben alles Viehes, und Massakriren der zu Hause angetroffenen 
Bauern belästiget und geschädiget, ja, wie sie sogar das unweit des kaiserlichen 
Lagers stehende Gotteshaus Mehring sammt dem dortigen Benefiziaten gewaltthätig 
ausgeraubt, dabei das Heilige veruuehret und die heiligen Oele ausgeschüttet haben, 
so ist wahrhaftig bei einem solchen, ungeachtet der von uns geschehenen bittlichen 
Abmahnungen geführten üblen Commando (wodurch gegenseits selbst Oel in das 
Feuer geschüttet worden, und bei diesem Kriegsvolke weder Treu uoch Glauben 
stattfinde) jede gute Intention überwarfen und abgeschnitten", mithin seien sie ge¬ 
zwungen „ohne längeres Zuwarten diesen feindlichen Thätlichkeiten mit bewaffneter 
Hand vorzubeugen, und die kaiserlichen Vertragsbrüchigen Truppen zur Retirade zu 
nöthigen, die weiteren Fortschritte aber der allmächtigen Vorsehung Gottes mit 
demüthigem Vertrauen anheimzustellen". 
Am 22. November, also während der Belagerung von Braunau, hatte die 
churbayerische Laudes-Deseusiou aus dem Hauptquartiere Simbach ein Mandat 
erlassen, und mittels desselben die gestimmte wehrbare Bauerschaft aufgefordert, 
mit gewaffueter Hand den Frieden und die Freiheit vom kaiserlichen Joche zu 
erkämpfen, und zu diesem Ende sollen Alle Antheil nehmen, widrigenfalls scharfe 
Maßregeln gegen die Renitenten ergriffen würden. 
Im Landgerichte Schärding hatte sich die Bauerschaft noch ganz ruhig 
verhalten, weil man daselbst die wenigen zum Kriegsdienste eingefangenen Bursche 
freiwillig wieder losgelassen hatte; aber es war vorauszusehen, daß es auch hier 
losbrechen werde, deuu man wartete mir auf deu Ausgang der Sache zu Braunau. 
Aber schon während der Belagerung der letzteren Stadt war die nur 79 Mattn 
zählende Garnison zu Schärding in großen Sorgen, auch angegriffen und schimpflich 
behandelt zu werden, weil sie keine Aussicht hatte, Widerstand zu leisten, da die 
wichtigsten Festungswerke geschleift waren, die Stadt nur uoch von einer Ring¬ 
mauer mit schwachen Thürmen umgeben warv) und überdies nur Munition auf 
etwa 4 Tage noch vorräthig war. Deßhalb wendete sich der hiesige Commandant, 
Obrist-Wachmeister Johann Abraham Bittner, unter'm 25. November an die 
Stände in Linz um eilfertigen Succurs, und berichtete zugleich, daß die Bauern 
nach Eroberung Schärdings nach Passau und Linz zu ziehen Willens seien; schnell 
erhielt er 319 Mann Rekruten, die in aller Stille nach Schärding kamen und 
einrückten, und hierüber ließ er einige Freudensalven geben, fest entschlossen, den Platz 
kraftvoll zu vertheidigen; „sollten", so schrieb er, „die Rebellanten mir auch alle 
i) Nach der Zerstörung der Festungswerke von Schärding blieb nur noch eine Ringmauer 
mit Thürmen übrig, welche der Obrist von Wendt bei einer Untersuchung für so schwach hielt, 
daß er die Stadt unhaltbar, und somit die Abtragung der Mauern und Thürme für ganz 
überflüssig erklärte.
	        
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