Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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beendet, und von dieser Zeit an hörte Schärding wieder auf, eine wirkliche Festung 
zu sein. Au der Gränze des Landes ob der Ens mußten gleichfalls die aufge¬ 
worfenen Linien, Schanzen und Bollwerke zerstört werden. 
Am 12. September erschien von der kaiserlichen Administration der Befehl, 
daß im ganzen Lande Bayern 4000 Rekruten gestellt werden sollen; zu dem Ende 
solle auch im Landgerichte Schärding alle brauchbare Mannschaft von 20—40 Jahren 
(165 Mann) ohne' alle weitere Replik ausgehoben und nach Burghausen geliefert 
werden; jeder soll 4 Gulden Handgeld erhalten; würde aber einer ausreißen, dann 
sollte er auf der Stelle gehenkt werden, auch die Dorfgemeinde, wo ein solcher ge¬ 
nommen würde, solle einen Galgen errichten und einen anderen Mann stellen. Dieser 
Befehl machte das Maß der Verzweiflung voll; die jungen Bursche flohen ans den 
Dörfern, und verbargen sich in den Wäldern und Bergen, und verbanden sich mit den 
verabschiedeten Kriegsknechten, und lebten mit diesen vom Stegreife. 
Nun wurden kaiserliche Soldaten in die Dörfer verlegt mit dem Befehle, 
alle Wälder zu durchsuchen, die Entflohenen aufzufangen und abzuliefern. In den 
Gerichten Eggenfelden, Reichersberg bei Pfarrkirchen, Griesbach, Wolfrathshausen re. 
ließ man die Jünglinge nächtlicherweile in ihren Betten überfallen und führte sie 
halbnackt auf Wägen nach Tirol; wer Widerstand wagte, wurde niedergehauen. 
Trotzdem waren an dem bestimmten Musterungstage weder zu Schärding 
noch anderswo ein einziger, geschweige mehrere Rekruten erschienen. Unter'm 
26. September wurde der am 12. September erlassene Befehl wiederholt und neuer¬ 
dings eingeschärft, daß die Stellung von 4000 Mann nachdrücklich exeqnirt und 
am 8. Oktober unfehlbar vor sich gehen sollte; doch abermals erschien auf dem am 
8. Oktober angesetzten Mustertage kein einziger Bursche am Stellungsplatze; die 
Beamten ließen daher einen oder andern Vaganten, nach der Hand auch mehrere 
Bauernbursche heimlich aufheben und einfangen. Doch diese Behandlung weckte den 
schon lauge genährten Ingrimm besonders der Bauern, der in offenen Aufstand 
ausbrach, und der Krieg in Bayern trat in eine neue Phase. 
Großer Vanern-Auffand in Bayern. 
Der Anfang zu diesem Volksaufruhre, hervorgerufen durch die brutale 
Gewalt, wurde itt dem bayerischen Walde, in den Gerichten Kötzting und Neuburg 
gemacht; aber bald erhob er sich und zwar in noch größerem Maßstabe an der 
Isar, an der Vils uud am Inn; plötzlich standen Tausende unter den Waffen. 
Vom Böhmer-Walde bis zu den Alpen brauste die Losung: „Lieber bayerisch 
sterben als in des Kaisers Koth verderben". 
Bereits vorne wurden schon die Hauptursachen dieses Aufstandes angegeben; 
zudem aber sollen znr näheren Erläuterung aus der Vorstellung des Baneru- 
Congresses zu Braunau an den Reichsconvent zu Regensburg die Hauptstellen 
herausgehoben, uud gleichsam aus dem Munde der Bauern selbst die Gründe dar¬ 
gelegt werden, welche sie bewogen haben, die Waffen zu ergreifen.
	        
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