Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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ding retiriren mußte. Den 7. März zog Graf Schlick von Nied aus mit feinen 
Truppen, die überall plünderten, die Wehrlosen mißhandelten und so ein allgemeines 
Flüchten verursachten, über Anrolzmünster, Ort, Laufenbach nach Tanfkirchen, um sich 
dort mit den Sachsen wieder zu vereinigen und dann gegen Schärding zu ziehen, 
wo bereits der bayerische Commandant und General Freiherr von Lüzelburg auf 
Befehl des Churfürsten die ganze Vorstadt sammt den Feldhäuseln anzünden und 
zerstören ließ, damit der Feind sich daselbst nicht festsetzen könnte; auch hatte er 
den Befehl, die Stadt, weil gut befestiget und ein wichtiger Schlüssel für Bayern, 
auf das Aeußerste zu vertheidigen, indem man der Meinung war, die Kaiserlichen 
würden mit gestimmter Hauptmacht vor Schärding rücken, um es zu belagern, und der 
Churfürst versprochen hatte, selbst zu Hilfe zu kommen, falls dieser Ort belagert 
und bedrängt würde. 
Wohl rückten am 8. März österreichische Husaren vor die Stadt Schärding, 
überfielen die sorglose Wache, tödteten den Fähnrich, der sich zur Gegenwehr stellen 
wollte, und nahmen die Standarte als Siegeszeichen mit sich fort. Ueberdieß stellte 
man von den Unterthanen Wachen aus, und die Bauern machten zur Nachtzeit 
viele und große Wachfeuer, um den streifenden Oesterreichern den Wahn beizubringen, 
als seien starke Soldatenwachen in diesen Gegenden vorhanden, obschon kein Mensch 
sich dabei befand, durch welche List viele Kaiserliche getäuscht und abgeschreckt wurden. 
Deßhalb zogen die kaiserlichen Truppen von Taufkircheu gegen Eifenbirn, und schlugen 
dortselbst ein Lager ans, und zeigten wiewohl 10.000 Mann stark, wenig Lust, Schärding 
zu attaqniren, weil sie auch keine Artillerie zur Belagerung hatten. 
Der Churfürst, als er die Annäherung der Kaiserlichen gegen Schärding 
vernahm, und deßhalb auch Gefahr für diesen Ort besorgte, rückte von Braunan, 
wohin er sich schon früher begeben hatte, um dem Kriegsschauplätze näher zu sein, 
mit bedeutender Macht und mit seinen besten Truppen und einigen Compagnien 
Husaren, die von der österreichischen Armee desertirt waren, am linken Jnnufer 
herab, am 10. März an Schärding und Formbach vorbei und gerade in der Richtung 
gegen Passau zu; vielleicht wollte er diese schwach besetzte Stadt durch einen 
schnellen Uebersall nehmen. 
Doch Graf Schlick kam ihm noch zuvor; denn, nachdem er vor Schärding 
eine kleine Truppenabtheilung hinpostirt und bei Cisenbirn und in Schartenberg 
die sächsische Kavallerie und das Dragoner-Regiment Schlick mit einigen Kanonen 
und etwas Infanterie aufgestellt hatte, eilte er mit der Hauptmasse des Fußvolkes 
noch Passau, um sich dieses importanten Ortes und Schlüssels zu Oesterreich noch 
rechtzeitig zu versichern, welchen er noch am 10. März Abends besetzte und dann 
sich sogleich zur Vertheidigung gegen den anrückenden Churfürsten rüstete. Allein 
der Churfürst, da er die Besetzung der Stadt Passau und die Theilung der Truppen 
in Erfahrung gebracht hatte, beschloß nun diese zu überfallen und zu schlagen; 
schon auf dem Marsche gegen Passau begriffen, kehrte er wieder um, ging Nachts 
in aller Stille über die Jnnbrücke in die Stadt Schärding, welche völlig gesperrt 
gehalten wurde, warf am Morgen (des 12. März) die kleine, vor der Stadt auf-
	        
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