Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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ihrer Gewohnheit, langsamen Schrittes nach; zum Verderben der Bewohner pflegten 
sie sich dann in Bewegung zu setzen, wenn der Feind sich bewegte, und stehen zu 
bleiben, so lange der Feind stand, und das fast das ganze Jahr hindurch. 
„Hätten sie nicht den Inn bewahrt", was nach der Aeußerung des Mark¬ 
grafen von Baden selbst —„„Wir Soldaten verdienen alle den Strick, wenn wir 
den Feind den Inn überschreiten lassen""— „sehr leicht war, so hätte man nicht 
zu erkennen vermocht, ob sie unsere Vertheidiger oder unsere Verderber seien." So 
war denn allerdings des Feindes Absicht erreicht. Das Bayerland hatte in diesem 
einzigen Jahre mehr gelitten, als in allen früheren Jahren dieses Krieges zusammen 
genommen. Es war vollends zu Grunde gerichtet, verwüstet und entvölkert, und 
zwar in ausgesucht böser Weise; denn da der Feind keine andere Absicht hatte, als 
das gänzliche Verderben des Landes zu vollbringen, so bemühte er sich gar nicht 
mit der Einnahme der festen Plätze, sondern an ihnen vorüberziehend, bemächtigte 
er sich nur des flachen Landes und der offenen Orte, um weithin zu sengen, zu 
brennen, zu rauben und zu plündern. Es war eine wahrhaft schreckliche Zeit, welche 
mit dem Abzüge der Heere noch keineswegs ihr Ende erreichte. 
„Aus dem gerechten Rathschlusse Gottes förderte die Absicht des Feindes • 
nicht wenig die ganz ungewöhnliche Witterung dieses Sommers, da sich durch 
volle zwei Monate (Juni und Juli) der Regen fast unausgesetzt in Strömen ergoß, 
wodurch die Feldfrüchte, das Futter und alle anderen Früchte der Erde größten- 
theils verdarben, wegen der Ueberschwemmung und wegen des Kriegsvolkes nur 
eine ganz spärliche Ernte konnte eingesammelt werden. Dazu gesellten sich Krank¬ 
heiten der Menschen und Thiere, bis endlich die furchtbare Seuche, die eigentliche 
Pest, erfolgte, welche vom Anfange bis zum Schluffe des Jahres 1649 über das 
ganze Land ihre Geisel schwang, Furcht, Trauer, Elend und vielfältige andere 
Leiden verursachte." *) 
„Bei den Angesteckten zeigten sich Beule«, Flecken, Petechien. Arme, Fremde, 
welche von der Krankheit befallen waren, wurden in keine Stadt mehr eingelassen, 
in kein Hans mehr aufgenommen; von aller menschlichen Hilfe entblößt, mußten 
die Unglücklichen unter freiem Himmel, an den Zäunen ihre Seele aushauchen und 
wurden dann an der Stelle, wo sie gestorben, auch in die Erde verscharrt." 
„Viele angesehene Leute begruben ihre Verwandten selbst, weil es an 
Todtengräbern mangelte, und wo sich solche fanden, begruben sie die Leichen mit 
solcher Sorglosigkeit, daß sie von den hungrigen Hunden wieder aufgescharrt wurden." 
„Das Ordinariat Paffau verordnete Andachten; das Volk suchte durch 
den Empfang der heit. Sakramente und durch Gelübde die Erbarrnnngen Gottes 
zu erflehen. Auch die Stadt Schärding, wo die Pest stark eingerissen hatte, wurde 
ganz abgesperrt; täglich starben daselbst 7—8 Personen, im Verlaufe des ganzen 
Jahres mehrere hundert Personen." 
x) Schon in den Jahren 1645, 1647 und 1648 hatten sich die Krankheiten, Viehseuchen 
und auch der Hunger, als die Gefährten des Krieges, eingestellt.
	        
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