Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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die Donau zurück und beschloß, dem Feinde sich wieder etwas zu nähern, und 
lagerte sich in der Nähe von Schärding auf der Königswiese. Hier hielt Piccolomini 
Musterung über seine Armee, und diese ergab 12.000 Kaiserliche und 10.000 Bayern. 
Sobald die Generäle der französisch-schwedischen Armee dieses in Erfahrung gebracht 
hatten, brachen sie aus ihrem Lager bei Eggenfelden auf und zogen über Pfarr¬ 
kirchen, das sie, wie Eggenfelden den Flammen preisgaben, durch das Notthal 
herunter, Schärding zu. Gegen Abend wurden sie etwa eine Stunde vorwärts, ein 
bayerisches, auf Rekognoszirung ausgeschicktes Geschwader gewahr; weil es aber 
einen zu großen Vorsprung hatte, so konnten sie demselben nicht nachreiten und 
schlugen ihr Hauptquartier in Hirschbach auf. Die gegenseitigen Heere trafen am 
26. Juli auf eine Meile Entfernung zusammen, das kaiserlich-bayerische Heer auf 
der Königswiese, das feindliche bei dem Dorfe Pirnbach. Man schätzte ihre Stärke 
beiderseits auf 40.000 Mann und erwartete täglich eine Feldschlacht; doch standen 
sie sich nur müssig gegenüber, bis sich der Feind, da er diese Gegend, der Berge, 
Thäler und Wälder wegen für eine große Armee nicht gangbar hielt, freiwillig der 
Isar zu nach Dingolsing zurückzog, uud dortselbst ein Lager schlug, weil man jene 
Gegend für eine Armee mehr Vortheilhaft fand. Die Kaiserlichen und Bayerischen 
in der Meinung, daß die feindliche Armee wegen ihres Rückmarsches Bayeru ver¬ 
lassen wolle, zogen denselben nach, und schlugen am 29. Juli bei Landau an der 
Isar ebenfalls ein Lager auf, das sie verschanzten, ohne einen Angriff zu unter¬ 
nehmen. So standen sie wieder einige Wochen unthätig einander gegenüber. 
Indessen wurde alles Land zwischen dem Inn und der Isar auf's gründ¬ 
lichste verwüstet; die Einwohner waren sämmtlich entflohen; niemand war vor¬ 
handen, die reifen Feldfrüchte einzuheimsen; entweder nahmen die Reiter, was 
herrenlos dastand, oder es mußte auf der Wurzel verfaulen, denn es mangelte an 
Händen und Thieren zum Pflügen und Aussäen, weßhalb nicht blos die dies¬ 
jährige Ernte zu Grunde ging, sondern auch die Hoffnung der künftigen Ernte 
verschwand. Daraus entstand eine schreckliche Hungersnoth; unzählige Menschen 
starben des Hungertodes oder suchten ihr Leben durch den Genuß der eckel- 
haftesteu Nahrungsmittel zu fristen. Der Braunauer - Schäffel Getreide, der 
sonst 8, höchstens 15 fl. gekostet hatte, wurde um 50 bis 60 fl. verkauft, und 
war selbst um diesen Preis kaum zu erhalten, und dieser Preis erhielt sich bis 
zur nächsten Ernte und sank auch da noch nicht bedeutend, weil wegen Unterlassung 
des Anbaues uur wenig geerntet werden konnte. — In den Monaten September 
uud Oktober 1648 besorgte man zn Passau einen Einfall des schwedischen Generals 
Königsmark, der in Böhmen stand und dortselbst Fortschritte machte, weßhalb 
Piccolomini die Besatzung von Passau verstärkte; auch verlangte man Schanzgräber, 
um den Inn bis Paffan gegen einen Uebergang des Feindes zu sichern. 
Ant 14. Oktober 1648 zogen die feindlichen Heere unter Tnrenne und 
Wrangel über den Lech und die Donau zurück und verließen endlich das schwer 
bedrängte Vaterland. Die kaiserlich-bayerischen Truppen zogen, weil sie nicht den 
Muth hatten, den Feind ernstlich anzugreifen und aus dem Lande zu schlagen, nach
	        
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