Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Märkte mußten ihr Hab und Gut in feste Plätze bringen. *) Alle Straßen im 
Lande waren mit Wägen und sie begleitenden Männern, Weibern und Kindern 
bedeckt; wer noch Kräfte hatte, nahm seine Habe zu sich, und zog den festen 
Städten zu, die meisten aber über den Inn herüber. Durch diese Maßregel wurden 
ganze Landstrecken entvölkert und von Lebensmitteln entblößt und die Wuth der 
hungrigen Soldaten wurde hiedurch noch mehr gesteigert. Und ungeachtet aller dieser 
Anstalten fiel auch diesmal der Feldzug mehr unglücklich aus. 
Die vereinte bayerisch-kaiserliche Armee hatte sich Anfangs März 1648 an 
der Donau und am Lech aufgestellt, um dem Feinde das Eindringen nach Bayern 
zu verwehren; aber zurückgeworfen, hatte sie sich ohne tüchtigen Herrführer bis an 
die Isar, und da sie sich auch dort nicht zu halten vermochte, bis über den Inn 
zurückretiriren müssen. Der Feind war ihr mit Uebermacht auf dem Fusse nach¬ 
gefolgt, nichts schonend, alles verwüstend, schreckliche Rache an dem Churfürsten und 
seinem Lande nehmend. 
Hiedurch entstand unter dem Volke eine neue Verwirrung, und es kam 
Bayern in ein weit größeres Elend, als es während des ganzen Krieges erfahren hatte. 
Der Churfürst flüchtete sich aus München zuerst nach Wasserburg, von dort aber 
bald nach Braunau, und endlich, als er sich auch dort nicht sicher hielt, nach 
Salzburg.2) 
Nachdem die Schweden sich aller befestigten Orte bis zur Isar und zum 
Inn bemächtiget hatten, rückten sie am 15. Jnui vor das feste Wasserburg, 
dann nach Mühldorf, und wollten hier eine Brücke zum Uebergange herstellen. Aber 
der Inn war zum Glücke ebeudamals durch den geschmolzenen Gebirgsfchnee und 
durch die starken Regengüsse so angeschwollen, daß alle Versuche zur Anlegung einer 
Schiffbrücke gänzlich mißlangen. Ueber dieses setzte sich Graf v. Fugger dem Feindes- 
Uebergange entschlossen entgegen. Die Schweden begaben sich dann über Neumarkt 
nach Eggenselden in's Rotthal und blieben dort vom 28. Juni bis 22. Juli ver¬ 
wüstend stehen. Die Klöster Alderspach, Osterhofen, St. Salvator, Aspach und 
Fürstenzell gingen in Flammen auf oder wurden gänzlich zu Grunde gerichtet. 
Mittlerweile waren die kaiserlich-bayerischen Kriegsvölker, die eigentlich 
Bayern vor den Verwüstungen des französisch-schwedischen Heeres vertheidigen und 
beschützen sollten, von Braunau gegen Schärding und Vilshosen aufgebrochen 
10. Juni; Graf Piccolomini, der den Oberbefehl führte, trieb sich einige Zeit lang 
mit diesen seinen Truppen zwischen der Isar und dem Inn, um Passau und Vils- 
hosen herum, und bezog dann ein verschanztes Lager. Als alle Fonrage aufgezehrt 
war, ging er über die Donau und wendete sich, um Futter zu erhalten, gegen die 
Oberpfalz. Nachdem er einige Verstärkungen an sich gezogen hatte, ging er über 
1) Auf churfürstlichen Befehl mußten Viele vor den Stadtthoren Schärdings gelegene 
Häuser, so auch das vor dem oberen Thore befindliche Tafernwirthshaus, um der bevorstehenden 
Kriegsgefahr willen, demolirt werden. 
2) Zur selben Zeit lag zu Schärding das Fußvolkregiment Marmont unter dem Com- 
mando des Obristen Carl von Marmont.
	        
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