Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

Befriedigung über das gelungene Unternehmen aus, welches am heutigen Tage durch die er¬ 
habenen Namen der Mitglieder des a. H. Kaiserhauses die schönste Weihe erhalten hat. 
„Krankheiten heilen" ist eine lohnende Aufgabe; allein noch weit lohnender 
ist es: „K r a n k h e i t e n zu verhüten"; eine der mächtigsten Hebel zur Erreichung dieses 
Zieles ist die Beschaffung eines reinen Trinkwassers; „reines Wasser, reine Luft, reiner Boden", 
das ist die Parole der hygienischen Wissenschaft, die auch Professor Dr. Max von Pettenkofer 
in München bestätiget. 
Hochverehrter Herr Bürgermeister! Sie haben durch die Thatkraft, womit Sie das 
Werk der Sckärdinger-Wasserleitung zur Durchführung gebracht haben, sich nicht nur ein unver¬ 
gängliches Denkmal in den Herzen der Bewohner Ihrer Stadt errichtet; Sie sind auch den 
übrigen Städten des Landes, welche des Segens einer solchen Einrichtung bis jetzt noch ent¬ 
behren, mit dem rühmlichsten und nachahmungswürdigsten Beispiele vorangegangen. Ich rufe 
Ihnen die Worte zu, welche der erwähnte Gelehrte, Dr. von Pettenkofer an den Bürgermeister 
der Stadt Salzburg aus Anlaß der Instandsetzung der dortigen Wasserleitung schriftlich gerichtet 
hat, lautend: „Sie können, mag der noch fortwährend herrschende wissenschaftliche Streit in der 
Trinkwasserfrage, wie immer entschieden werden, getrost in die Zukunft sehen: Ihre ganze 
Stadt wird aus diesem Brunnen Gesundheit trinken!" Hochverehrte Anwesende, schloß Redner 
die Worte, ich lade Sie ein, Ihr Glas zu erheben mit dem Rufe: „der allverehrte, allgeliebte 
Bürgermeister der Stadt, Herr L. Pfliegl er lebe hoch!" 
Hierauf wurde eine Menge von Toasten ausgebracht und gewechselt. 
Am Schlüsse der Toaste verlas Herr Bürgermeister eine ganze Menge eingelaufener 
Beglückmünschungsschreiben und Telegramme, und zwar von vielen hochgestellten Persönlichkeiten 
und Stadtverlretungen. 
Die Zwischenpausen des Banketts wurden durch Vorträge der Stadtkapelle ausgefüllt. 
Gleichzeitig wurden die Stadtarmen auf dem Rathhause mit 300 Gulden, wozu die 
Gemeiude-Vertretung 100 Gulden, Herr Baron von Schwarz 200 Gulden spendeten, betheilt, 
während im Gasthause des Herrn Benedikt die Wasserleitungsarbeiter bewirthet wurden. 
Herr Bürgermeister hielt am Abende noch eine Ansprache, in welcher er sich ausdrückt: 
„Es sei kaum ein schönerer und festlicherer Tag über die Gefielde Schärdings herauf¬ 
gegangen, als der heutige; denn heute sei ein Denkmal enthüllt worden, das unvergänglich bleiben 
wird für alle Zeiten, nicht vor den Augen der Menschen, sondern im Herzen aller, die für 
Schärding fühlen; dieses Denkmal, das ich meine, ist wohl nicht sichtbar für das Menschenauge, 
aber mächtig sind die von demselben ausgehenden Strahlen; dieses unvergänglich bleibende 
Denkmal heißt: Eintracht. 
Wenn heute an uns die rscage gestellt wird, wer dieses große Unternehmen geschaffen, 
so kenne ich keine Antwort, die der Wahrheit näher liegt, als wenn ich sage: Die Ein¬ 
tracht, und nur die Eintracht hat dieses Unternehmen zu Stande gebracht. 
Um dieses Denkmal wollen wir uns in aller Zukunft scharen, wenn gemeinsames An¬ 
liegen uns zusammen ruft, und Eintracht sei unser Losungswort; dieses Beispiel unserer 
Einigkeit, das wir durch dieses Werk der Nachwelt überliefern, wollen wir uns durch nichts 
trüben lassen. 
Lassen Sie mich, verehrte Mitbürger, Ihnen recht herzlich danken; gerne möchte ich 
jedem einzelnen, der dieses Unternehmen unterstützte, die Hand drücken; denn wahrlich, die 
Kleinsten haben hiebei noch das Größte gethan; es wird mir unvergeßlich bleiben, wie ich auf 
meinem Rundgange gar manchmal auf meine Einladung zur Wasserabnahme die Antwort er¬ 
hielt: „Ja wir brauchen wohl wenig Wasser, und müssen jeden Gulden sparen, aber um dieses 
Unternehmen zu Stande zu bringen, wollen wir in Gottes Namen auch das Unsrige beitragen". 
Das nenne ich G e m e i n s i n n, der die Stadt ziert, und man wird es mir heute zu gute 
halten, es offen auszusprechen, daß es bis zu meinem Lebensende mein größter Stolz und 
Freude sein wird, einst an der Spitze dieser Bürgerschaft gestanden zu sein".
	        
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