Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Unternehmen eine bedeutende Summe in Anspruch nehmen, welche, weil einmal bei 
dem gleich geringen Wasserquantum auf eine Betheiligung seitens der Privaten 
nicht gerechnet werden könne, der Gemeinde allein zufallen würde, und somit eine 
Erhöhung der Gemeinde - Umlage zur Folge haben müßte. 
Auf dieses hin beschloß man, das Projekt fallen zu lassen. 
Auf Anregung des Stadtzimniermeisters L. Freilinger wurde nun die 
Situation des Marieuthaler Wassers eingehend ftubirt und beabsichtigt, einen Theil 
dieses Wassers zu sittriren, und in die Stadt zu leiten. Dieser Gedanke fand 
Anklang, indem man der Ansicht und Meinung war, hiedurch dem bestehenden 
Wassermangel gründlich abzuhelfen, und daß auch die Privaten wie die Industriellen 
an diesem Unternehmen sich betheiligen werden, und hiedurch der großen Belastung 
der Gemeinde vorgebeugt würde. 
Die gepflogenen Erhebungen und Berathungen schienen Anfangs dem 
Unternehmen günstig. Das Nivellement ergab vom Marieuthale bis zum Auslauf¬ 
brunnen ein wirksames Gefälle von 42.09 Meter in einer Länge von 2980 Meter; 
als Rohrmateriale war Eisen in Antrag gebracht; die Wasserleitung solle aus 
4 Haupttheilen bestehen: den Filtrirgräben, dem Reservoire, dem Rohrstrange und 
dem Vertheilungsnetze in der Stadt; für die Herstellung dieses Werkes waren 
20.014 Gulden pmliminirt. 
Die fortgesetzten Erhebungen über die Quantitätsverhältnisse des Baches 
lieferten befriedigende Resultate, während dasselbe von den qualitativen Eigen¬ 
schaften des Wassers nicht gesagt werden konnte; denn die chemischen Untersuchungen 
erbrachten den Beweis, daß dem Wasser die Eigenschaften eines der Gesundheits¬ 
lehre entsprechenden guten Trinkwassers fehlten; die nahen Felder und Abhänge, 
sowie die versumpften Wiesen und Gräben erfüllten das Wasser mit salpetersauren 
Salzen, Ammoniak und Fäulnis erregenden Substanzen, welche trotz alles Filtrirens 
nicht zu entfernen gewesen wären. 
Aus diesem Grunde mußte von der Verwendung eines siltrirten Bach¬ 
wassers zur Trinkwasserversorgung für die Stadt abgegangen werden. Die Reali- 
firuug des so schön gedachten Planes schien in endlose Ferne gerückt, ja unerreich¬ 
bar; denn bei der zerstreuten Lage der einzelnen Quellen im Marienthale, bei der 
gänzlichen Versumpfung des Terrains, und dem scheinbaren Stagniren der kräftigsten 
Quellen contplicirte sich die nun geplante Anlage einer Quellenwasser-Lcitnng dergestalt, 
daß der hieraus entspringende Kostenvoranschlag die Leistungskraft der Gemeinde, wie 
der Privaten bedeutend zu übersteigen schien. Diese Thatsache war mißlich; denn 
ein gutes Projekt ohne tauglichem Wasser war au und für sich werthlos. Wenn 
in diesem Falle ein Ausweg möglich werden sollte, so mußten neue Quellen auf¬ 
gefunden werden, welche hinsichtlich der Qualität und Quantität verläßlich erschienen. 
Zu diesem Behufe wurde nun das Marieuthal in allen Richtungen durchforscht?) 
1) Das Marienthal ist ein beim Mayergute zu Steinbach — Jnnern-Steinbach — 
vom Pram-Thale gegen Osten ansteigendes, und in einer Lange von 3 Kilometern vom Stein¬ 
bache durchflossenes Seitenthal, welches in seinem oberen Theile von Feld-und Wiesen-Gehängen 
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