Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Wegierungszeil des Kaiser: Jerdincmb I. 1885—1848. 
Dem Kaiser Franz I. folgte dessen älterer Sohn Ferdinand auf dem 
Kaiserthron; er versprach in seiner Proklamation nach dem Geiste und nach den 
weisen Grundsätzen seines Baters zu regieren; ein Fürst voll frommen Sinnes, 
voll milder Herzensgute, ging sein Streben dahin, seine Unterthanen glücklich zu 
machen, uud glücklich zn wissen. 
Viele nützliche Anstalten und Vereine entstanden; vorzüglich wurde der 
Bau der Eisenbahnen, die Dampfschifffahrt zum schnelleren Handelsverkehre eifrig 
betrieben, und ein reges Leben entfaltete sich in der Monarchie; die Lebensmittel 
waren wohlfeil, das Geld roulirte unter den Leuten, das Papiergeld hatte seinen 
vollen Nennwerth, die Steuern waren nicht drückend, das Volk erfreute sich einer 
wohlfeilen, einfachen Verwaltung, und allenthalben herrschte ein gemüthliches, ge¬ 
selliges Leben, zumalen das Politisiern und Kannegiessen mehr unbekannt war, 
und man wenig von politischen, einander feindselig gegenüberstehenden Parteien 
wußte. O gnte alte Zeit, rufe ich als Verfasser dieser Schrift aus, du mit deiner 
Harmlosigkeit kehrest für mich und für die jetzt lebende Generation nicht mehr! 
Im Jahre 1838 geschah der Ausbau des ruinös gewordenen Psarrkirch- 
thnrmes zu Schärding und im darauffolgenden Jahre die Beistellung von vier 
neuen, vollstimmigen Glocken, deren am 26. Oktober 1839 vollzogene Weihe den 
Schärdingern einen unvergeßlichen Frendentag bereitete. 
Im Jahre 1839 wurde mich der Stadtthurm am oberen Thore in seiner 
jetzigen Gestalt ausgebaut, und im Jahre 1842 mit einer Uhr versehen. 
Den 29. Juli 1840 war in Folge schwerer, im Gebirge niedergegangener 
Regengüsse, Hochwasser eingetreten, und der Inn überstieg dieseSinal sein Normal¬ 
niveau um 24 Fuß; besonders wurde der Ort Neuhaus durch die Ueberschwemmnng 
arg mitgenommen, und Tausende von Weizengarben wurden von den Erntefeldern 
durch die Flutheu fortgeschwemmt. 
Im Jahre 1843 wurde zu Schärding ans Anregung des k. k. Pflegers, 
Ignaz Kürsinger, der Liedes-Verein, welcher die Heilung und die Pflege 
schwererkrankter Dienstboten und Handwerksgesellen zum Zwecke hatte, iu's Leben 
gerufen, und hiczn auch ein neues Krankenhaus in freundlicher Lage vor der Stadt 
erbaut; es offenbarte sich bei diesem Unternehmen ein so schöner lobenswerther 
Wetteifer unter den inländischen, wie auch ausländischen Insassen, die an Opfer- 
freudigkeit einander zu übertreffen suchten. Doch bald warfen sich leider menschliche 
Leidenschaften dazwischen, erregten unter den Bewohnern Schärdings eine unerquick¬ 
liche Spaltung in zwei Parteien, uud drohten das so löblich begonnene Werk 
wieder zerrinnen zn machen. Diese Zwietracht griff sogar in dav Familien- und 
Gewerbeleben ein, verbannte die Geselligkeit, und lähmte vielfach den Verkehr; doch 
der Sturm des Jahres 1848 fegte diese leidige Disharmonie wieder weg. 
Den 2. Juni 1847 war in der Hofmark Neuhaus Feuer ausgebrochen, 
welches mit rapider Schnelligkeit um sich griff, uud 7 Häuser, und selbst den 
ziemlich entfernten bayerischen Brückenstadel in Asche legte; den 14. April 1848
	        
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