Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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viele Menschen hätten Hungers sterben müssen. Als am 29. April 1817 noch 
tiefer Schnee auf den Bergen und Feldern lag, da herrschte allgemeine Mnthlosigkeit, 
düstere Trauer und Verzweiflung; doch plötzlich änderte sich alles; am 30. April 
begann die schönste Witterung und brachte das herrlichste Jahr; die Ernte war 
eine überaus gesegnete. Im Jahre 1817 kostete der österreichische Metzen Weizen 
16—17 Gulden, Roggen 13*/2 Gulden, Gerste 10 Gulden, das Pfund Rindfleisch 
9 Kreuzer, Kalbfleisch 10 Kreuzer, die bayerische Maß Bier 9 Kreuzer; im Jahre 
1819 kostete der Metzen Weizen wieder 3 Gulden R.-W.; das Jahr 1822 war 
besonders schön und fruchtbar. 
In jeneu Jahren des Krieges und der Hungersnoth wollten Viele an 
den schrecklichen Ereignissen die hereinbrechenden Strafgerichte Gottes erkennen, 
prophezeiten den nahen Weltuntergang und predigten Buße und Umkehr zu Gott. 
In bett Pfarreien Ampfelwang, Dtnang und Fraukeuburg hatte sich eine schwärmerische 
Seete gebildet, die sich nach ihrem Urheber, Thomas P o s ch I, Kooperator zu 
Ampfelwang, der sich göttlicher Inspirationen rühmte, P ö s ch l i a n e r nannte, und 
sich but'ch ihr religiöses Leben unb anffallettbe Zerknirschung auszeichnete, später 
aber in exzessive Raserei ausartete, beßhalb sie durch polizeiliche Gewalt unterdrückt 
(1813—1814) werben mußte. Thomas Pöschl wurde itt Gewahrsam nach Salzburg 
gebracht, unb verblieb bort bis zum 9. April 1817, an welchem Tage er unter 
polizeilicher Bebeckung nach Wien abgeführt würbe. Aus besonberen Grünbett 
würbe bie Route über Schärbiug genommen, wo Pöschl in einem Gasthanse über¬ 
nachtete. Als anwesenbe Bürger bieses erfuhren, war bie ganze Stabt bnrch ben 
Discnrs von bcr pöfchlianifchen Schwärmerei wie mit einem elektrischen Schlage 
aufgeregt. Am kommenben Morgen (11. April) fand sich ber als tüchtiger Dogmatiker 
ausgezeichnete Dechaut Sebastian Vinzenz Gresbück bei Pöschl ein, und versuchte 
es, ihn von seinem Wahne abzubringen, indem er ihm insbesondere bie gräuliche 
Ausartung seiner Anhänger vorhielt; Pöschl betheuerte bieserhalb seine Unschulb, 
unb hob hiebei ben Utttstanb hervor, daß jene Leute lange schon seiner Leitung 
entbehrt hätten. So verließ der wvhlmeinenbe Dechant ben Pöschl unverrichteter 
Sache. Ohne jemals seine Irrthümer widerrufen zu haben, starb Pöschl ant 
15. November 1837 zu Wien?) 
Ant 14. Februar 1820 traten im Inns reife und im Herzogthume Salzburg 
statt der bisherigen Landgerichte die k. k. Pfleggerichte als Civil- und Kriminalbehörben 
in Wirksamkeit; dem Pfleggerichte Schärding wurde auch die Leitung der Justiz 
ber Stabt Schärding, welche aus Mangel genügenber Kammer-Revenuen unb wegen 
Bebeutenbcn Kammerschulden einen selbstständigen Magistrat nicht organifiren konnte, 
übergeben; im Jahre 1824 nahm bie Stabt Schärding, wie Braunau unb Rieb, 
an bett Rechten unb Vorzügen bcr obberenftfchett Landschaft Theil, unb orbnete zu 
bett stänbischen Versammlungen jedesmal einen eigenen Deputirteu ab. 
x) Dom. Fiedler's Frankenburg. II. Thl., S. 195.
	        
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