Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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erhielt, daß vor und zu Ebelsberg an der Traun, zwischen dem Corps des Masseua, 
und den Oesterreichern unter Hiller ein mörderisches Gefecht sich entsponnen habe, 
und wobei die Wiener-Freiwilligen mit rühmlichster Tapferkeit fochten; sonach eilte 
Napoleon mit zwei Divisionen am rechten Traunufer nach Ebelsberg, um den 
Oesterreichern in den Rücken zu foinmen, welche daher den weiteren Kampf aufgeben, 
und den Rückzug nach Ens und Niederösterreich antreten mußten. Napoleon folgte 
mit der Hauptarmee thuen auf dem Fuße nach und erreichte am 13. Mai Wien, 
das sich ergeben mußte. 
Am 16. Mai hörten für diefesmal die Zuzüge und Durchzüge der feind¬ 
lichen Truppen auf; die Bürger und Bewohner Schärdings fingen nun an, in den 
Ruinen ihrer Häuser sich neue Wohustätteu ihres Fleißes zurecht zu richten. Es 
wurde nun alles rührig, den Schutt allenthalben hinwegzuräumen; 2000 Arbeiter 
aus dem Jnnkreise, und 1600 Arbeiter aus Passau waren nach Schärding beordet 
worden, um den Schutt wegräumen zu Helsen. Das Leben begann wieder zu pulsen, 
deuu die Triebfedern desselben war wieder in Thätigkeit — die Hoffnung! Zuerst 
wurden die Werkstätten der dringendsten Lebensbedürfnisse wieder hergestellt, die 
Backöfen, Metzgereien und Bräuhäuser, und um den dreieinigen Kern schloß sich 
alles Uebrige kristallartig an. Mit der Sicherheit der Wege begann der Handel, 
gingen dann die Geschäfte und die Verwickelung desselben wieder an. 
Der erste, der sich bei diesem Unglücke der Schärdinger als einen edlen 
Menschenfreund erwiesen hatte, war der bayerische Landrichter I. Kapfinger von 
Griesbach, der durch einen eigenen Ausruf vom 27. April in seinem ausgedehnten 
Gerichtsbezirke Sammlungen an Geld, Kleidungsstücken, Lebensmitteln, Baumateria¬ 
lien u. dgl. einleitete, und in ausgiebigen Maße den Verunglückten zuführen ließ, 
und so wurde es möglich, daß viele der betroffenen Hausbesitzer gar bald vor der 
Hand, nothdürftig zwar, ein schützendes Obdach sich aufrichten konnten, bis ruhigere 
Zeiten in der Folge den Ausbau der Häuser ermöglichten. Kaiser Napoleon hatte 
den Schärdingern die Erlaubnis ertheilt, aus dem ärarischen Forste: „Lindet" sich 
das nöthige Bauholz zu fällen. 
Inzwischen war Napoleon, der bisher Unüberwindliche, am 21. und 22. Mat 
bei Aspern geschlagen worden; doch der Kampf war noch nicht beendet; am 5. und 
6. Juli darauf war die Schlacht bei Wagram geschlagen worden, die für die Oester¬ 
reicher verloren giug. 
Somit erlag Oesterreich nochmals, weil isolirt ohne Bundesgenossen, im 
Riesenkampse gegen Napoleon, welcher die Truppen von halb Europa gegen selbes 
in das Feld geführt hatte; es wollte nicht mehr den äußersten Wurf wagen, und 
schied, wiewohl mit großen Opfern aus dem ungleichen Kampfe. 
Nach dem am 12. Juli zu Znaim abgeschlossenen Waffenstillstand ruhten 
wohl die Waffen; aber der Druck der feindlichen Truppen in den occnpirten Pro¬ 
vinzen nahm immerzu; ungeheuer waren die Lasten, die Quartiere, die Vorspannen, 
die Requisitionen und Kontributionen. 
Napoleon forderte von den eroberten österreichischen Provinzen die unge-
	        
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