Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Parlementäre fruchtlos hin und her geeilt waren, für Schärding die furchtbare 
Katastrophe?) 
Mit einemmale ertönte diesseits ein Schuß, der den als Parlementär an 
die Jnnbrücke vorgerittenen Dragoner vom Pferde streckte; die Wirkung davon war 
so rasch, wie der Wiederhall von den Bergen auf den Ruf; in einem Nu schwenkte 
die ganze Reihe der jenseits des Stromes aufgestellten Franzosen in Abtheilungen 
nach Innen, und ließ nun eine lange Reihe von Geschützen, welche auf der Anhöhe 
hinter dem bayerischen Brückenstadel aufgepflanzt waren, sichtbar werden, aus 
deren (24) Mündungen mit wild dröhnendem Gebrüll Verderben und Verwüstung 
über die sich wiedersetzende Stadt sich entlud. In den Straßen der Stadt erscholl 
der Angst- und Schreckensruf der so entsetzlich enttäuschten Einwohnerschaft, ein 
Schrei, so wild und so kreischend, daß ich den Ton nicht vergessen würde, und wenn 
ich nochmals 70 Jahre alt würde, schreibt der Augen- und Ohrenzeuge dieser Ka¬ 
tastrophe, Ferdinand Stöger. 
Eine erbauliche Lage! Während das Ohr von dem Gebrüll der fast un¬ 
unterbrochenen Geschosse nicht zur Ruhe kam, hatten die Gassen das Ansehen, wie 
bei starkem Platzregen, wenn die Tropfen so heftig auffallen, daß sie wieder in 
die Höhe springen. So rutschten, hüpften und pfiffen die Kugeln auf dem Pflaster 
herum, groß und klein, ganz und halbausgewachsen; die Franzosen trieben wahren 
Luxus mit den eisernen Bällen, die sie den Schärdingern im mnthwilligen Spiele 
auf die Köpfe warfen. Die Wirkung hievon zeigte sich überall; dort klirrten Fenster, 
hier polterte eine zusammenstürzende Wand, auf der einen Seite krachten und brachen 
die stärksten Dachbalken wie Besenstiele, und auf der anderen Seite schlug das 
grelle Kreischen empor, mit welchem eine zitternde Familie die eisernen Gäste 
begrüßte. Staub wirbelte empor, und an mehreren Stellen zeigten schwarzqualmende 
Rauchwolken das Herannahen eines noch schlimmeren Feindes — des Feuers. 
Ueber all diesem Getöse und durch den Kanonendonner hindurch wimmerten 
und klangen auf den angeschossenen Kirchthürmen die Glocken, als wären sie Stimmen 
und das Schmerzensgeschrei derselben. 
Bereits um V/2 Uhr Nachmittags war das Magazin im Schlosse, und 
bald darauf die Stadtpfarrkirche in Brand gerathen. 
Le Grand ließ den Schärdingern nochmals Schonung und Gnade anbieten, 
doch wurde dieses Anerbieten nicht angenommen, und so ward das Bombardement 
ununterbrochen fortgesetzt. Wer möchte wohl die Schrecken und den Jammer und 
die Verwirrung beschreiben, welche diese Scene unter der Einwohnerschaft Schärdings 
hervorgebracht hatte, da sie sich auf einmal des schützenden Obdaches, und ihrer 
i) Die ausführliche Schilderung dieser Katastrophe ist theils wortgetreu, theils im 
Auszuge entnommen aus den Papieren des Augenzeugen Ferdinand Stöger, Controlors beim 
k. k. Land- und Pfleggerichte Schärding, und aus dem, in der zu Leipzig erschienenen Zeitschrift: 
„Gartenlaube", ein illustrirtes Familienblatt, Jahrgang 1861, Nr. 46, 47, 48, Seite 721 bis 
754 unter der Aufschrift: „Bombardement von Schärding vom Jahre 1809" enthaltenen 
Aufsatze.
	        
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