Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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reich aus, nämlich 8,000.000 Livres (3,022.000 Gulden). Eine Million sollte binnen 
vier Tagen in klingender Münze bezahlt werden; dieser Betrag war für das Land 
ungeheuer; ungeachtet aller bittlichen Vorstellungen wurde kein Nachlaß bewilliget; 
überdieses mußten 10.000 Kapotröcke, 10.000 Hemden, 10.000 Paar Schuhe und 
Strümpfe geliefert werden. 
Ueberhaupt litt das Land ob der Ens sehr durch die großen Quartiere, 
durch die kostspielige Verkostung der Truppen, besonders der höheren Offiziere und 
Commandanten, durch die Requisitionen, Errichtung von Magazinen an verschiedenen 
Orten, durch Plünderungen und Gewaltthätigkeit der excessiven Milizen. 
Diesen Drangsalen machte der am 9. Februar 1801 zu Lüueville in Frank¬ 
reich abgeschlossene Definitiv - Friede ein Ende; allmählich wurde sonach das Land 
von den unliebsamen Gästen, welche das Jnnviertel, sowie Schärding vom 20. De¬ 
zember 1800 bis 6. April 1801 im drangvollen Besitze gehalten hatten, geräumt; 
die feindlichen Eolonnen nahmen auf drei Linien ihren Rückzug über die Salzach 
und über den Inn hinaus. Für die Stadt Schärding betrugen die Kriegsunkosten 
in diesen vier Monaten allein 102.557 Gulden. Auch die längs des Inn errichteten 
Schanzen, welche die Oesterreicher mit großen Kosten gebaut, nach der schmählichen 
Flucht bei Hohenlinden aber nnbenützt im Stiche gelassen hatten, waren demolirt worden. 
Der Lüneviller Friede, in welchen auch das deutsche Reich eingeschlossen 
war, hatte den Rhein zur Gränze zwischen Deutschland und Frankreich bestimmt; 
die weltliche» Fürsten Deutschlands sollten für ihre Verluste am linken Rheinufer 
durch die sogenannte Säenlarisation, d. i. durch die Aufhebung der geistlichen 
Fürstenthümer, der Hochstifte, vieler Reichsstifte und Abteien und durch die Zn- 
theilnng mehrerer Reichsstädte entschädigt werden; am 25. Februar 1803 war der 
Eutschädiguugsplau angenommen worden. Unter den säeularisirten Hochstiften waren 
auch Salzburg und Passau. Die Stadt Passau mit der Festung Oberhaus und 
einem kleinen Theile des Fürstenthums, wie auch mit der zu Passau gehörenden 
Eameralherrschast Neuburg am Inn kam an die Krone Bayern; Salzburg, Berchtes¬ 
gaden und der zwischen der Jlz und dem Mühlviertel gelegene Theil des Hoch¬ 
stiftes Passau kam an den Erzherzog Ferdinand, vormaligen Großherzog von 
Toskana. Oesterreich bekam die innerhalb feiner Marken gelegenen pafi attischen 
Cameralherrschasten: Kastenamt Schärding, Obernberg, Vichtenstein, Starhemberg- 
Hag, Ebelsberg, Sierning, Rannaridl, Marsbach, Pührnstein n. a. m., welche 
zusammen bei 100.000 Gulden jährlich eintrugen. Passau verlor sonach seine Selbst¬ 
ständigkeit, seine Bedeutung und seinen Flor. 
Unterdessen war am 16. Februar 1799 Churfürst Karl Theodor von 
Bayeru, ein getreuer Bundesgenosse Oesterreichs im Kampfe gegen Frankreich, mit 
Napoleon nach Amerika verbannt, lebte er dort bis zum Jahre 1813, in welchen Jahre er auf 
Einladung des Kaisers Alexander nach Europa zurückkehrte und in russische Dienste trat. Bei 
der Schlacht vor Dresden wurden ihm durch eine Kanonenkugel beide Füsse zerschmettert, und 
er starb bald hierauf. Seine Frau, die ihm 2 Söhne geboren hatte, verlebte ihre Tage auf dem 
Schlosse Tanfkirchen bei Landshut.
	        
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