Volltext: Polizei-Humoresken [35/36]

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Der is zu g'scheit dazu. J man halt, daß er immer g'stohlen 
wird, und zwar immer von die nämlichen Leut' und daß ihn 
aner dann z'ruckbringt, um die zehn Gulden zu schnappen! 
Das is nämlich gar ka so a schlechtes G'schäft net, Herr von 
Sulzer“, meinte Wachmann Baschka. — Da könnten Sie 
wohl recht haben, aber was soll ich dagegen machen?“ — 
„Einsperren lassen so an Malefizkerl, Herr von Sulzer! Das 
wär' das richtige für so an Schwindler!“ — „Ja, wie kann ich 
ihn denn aber einsperren lassen, wenn ich nicht gerade einen 
Wachmann bei mir in der Wohnung habe, wenn mir der 
Hund zurückgebracht wird? — „No, das is doch a ganz einfache 
G'schichtt Wenn der Kerl wieder kommt, nehmen S' an 
Hunderter aus der Brieftasche und sagen S', daß S' ka Klan⸗ 
geld net haben und erst wechseln schicken müssen. Mit den 
Pflanz schichen S' das Dienstmädel auf d' Gassen und lassen 
den nächsten Wachmann holen!“ — „Ich danke Ihnen, das ist 
ganz gut, so werde ich es machen!“ bedankte sich der Kapell-— 
meister. „Empfehl' mich, Herr von Sulzer!“ verabschiedete sich 
der Wachmann von ihm. — 
Am nuchsten Tage erschienen dann wieder die das neuer— 
liche Entlaufen des Hundes enthaltenden Mitteilungen in den 
Blättern und am zweitnächsten Tage kam mit gewohnter 
Pünktlichkeit ein Mann, der das Tier wieder brachte und er— 
zählte, daß ihm der Hund in Kahlenbergerdorf nachgelaufen 
fei. „Gleich, lieber Mann, werden Sie Ihre zehn Gulden er— 
halten!“ sagte der Theaterkapellmeister, der sich nur mit 
Mühe der freudigen Liebkosungen seines Tieres erwehren 
konnte. Aus der Brieftasche zog er eingedenk der Mahnung 
des Wachmannes Baschka eine Hundertguldennote hervor: 
„Das ist doch ärgerlich! Da habe ich nur eine Hundertgulden— 
note. Aber bitte, warten Sie nur einen Augenblick, lieber 
Herr, bis ich das Mädchen wechseln geschickt habe!“ — „Aber, 
Herr von Sulzer!“ entgegnete der andre abwehrend. „Auf 
folche Pflänz' flieg' i net. Glauben S' i weiß net, daß Sie nur 
an Wachmann holen lassen wollen, der was mich arretiert? 
Da d'raus wird aber nix! Aber an andres G'schäft mach' i 
mit Ihnen. Mir san a arme Familie und i gib zu, mir hab'n 
den Hund immer wegg'führt, weil mir die zehn Gulden ge— 
braucht haben! Geben S' mir diesmal zwanzig Gulden, und 
mein Ehrenwort, daß Ihnen der Hund nimmermehr g'stohlen 
wird! Wir suchen uns halt an andre Wurzen!“ 
Einen Augenblick war Sulzer ganz verdutzt. Dann er— 
griff er die Rechte des Antragstellers und sagte zu diesem: 
Sie sollen Ihre zwanzig Gulden haben, lieber Herr! Sie 
find ein Ehrenmann und mit Ihnen vertrage ich mich lieber, 
damit mein Hund einmal Ruhe hat!“ Seither war der Hund
	        
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