Volltext: Polizei-Humoresken [35/36]

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Schütteln war hier vergeblich. Der Mann war nicht vollends 
zu erwecken, und die einzigen Lebenszeichen, die ex don sich 
gab, waren Beschimpfungen gegen seine „Alte“, in welcher 
er in seinem Dus el die Störerin seiner Ruhe vermutete. Nach⸗ 
dem alles nichts fruchtete, entschloß sich der Polizeiagent zu 
einem drastis chen Mittel, indem er einen mit Wasser gefüllten 
Kübel über den Kopf des Schlafenden ausleerte. Damit hatte 
er erreicht, was er wollte, aber er mußte sich der Angriffe 
erwehren, denen er durch den gleich einem begoffenen Rudet 
Triefenden ausgesetzt war. Im Arreste noch entspann sich ein 
lebhafter Wortwechsel, da sfich der durch die kalte Kopfdusche 
Ernüchterte seinen „ehrlichen Familiennamen Biza“ — wie er 
— ganz entschieden 
een Einspruch erhob, jetzt plötzlich Fürnkranz genannt zu 
werden. 
„Gut schauen Sie aus, Fürnkranz!“, begrüßte ihn der 
Beamte lachend, als der Arrestant, noch immer triefend, in 
das Zimmer gebracht wurde. „Was, Fürnkranz? Das werd' 
ich mir ausbitten, meinen Namen zu verhonigeln! Ich bin als 
der Herr von Biza auf d' Welt kommen, und so werd' ich 
heißen, bis man mich eingrabt!“ Dem Beamten und dem 
Polizeiagenten war es alsbald klar, welchem Verbrecherstreich sie 
aufgesessen waren, daß der Taschendieb Fürnkranz den Raufch 
des sonst ehrsamen, aber an übertriebenem Durstgefühl leiden— 
den Bäckermeisters Biza ausgenützt hatte, um sich unter dessen 
Namen wegzustehlen, während er es diesem überließ, als 
Taschendieb Fürnkranz den Leidensweg der gerichtlichen Ein— 
lieferung zu gehen oder den Nachweis zu erbringen, daß er 
mit Fürnkranz nichts gemein habe, fsondern wirklich der 
ureigene „Herr von Biza“ sei. Es bedurfte aber längerer Zeit, 
bis das Gehirn des noch immer von der Nachwirkung des 
Alkohols Benommenen den Hergang erfassen konnte, „A⸗ 
Taschendieb soll der sein?“, fragte er gedehnt. „Aber gar ra 
Idee net! A Namensdieb ist der ja, wenn er mir meinen ehr— 
lichen Namen wegtragen will!“ Nun wurde der wirkliche „Herr 
von Biza“ wieder entlassen. Einige Tage nachher konnte 
„Dr. Ruhefreund“, dem damals seine Abneigung gegen Nacht⸗ 
arbeit und Störung seiner Nachtruhe einen so üblen Streich 
gespielt hatte, dem Bäckermeister Biza, als er diesen auf der 
Straße traf, die freudige Mitteilung machen, daß der durch⸗ 
gegangene Taschendieb Fürnkranz sich wieder in Haft befinde. 
„Jdank' schön, Herr Kommissär,“ hatte Biza darauf erwidert. 
Jetzt heißt es Aber hübsch nüchtern bleiben die paar Tage, bis 
der dem Gericht eing'liefert wird, sonst werde ich wieder mit 
ihm verwechselt, wenn ich mit an khlan Tampus im Arrest 
schlaf' und er statt meiner entlassen wird!“
	        
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