Volltext: Polizei-Humoresken [35/36]

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Es wurden nun zwei Untersuchungen geführt. Die eine, 
rein kriminalistische, welche sich darauf bes chränken mußte, in 
Zirkulardepeschen das Verzeichnis und eine genaue Beschreibung 
der gestohlenen Schmuckstücke allen Polizeistellen, den Gold— 
arbeitern und Juwelieren, den Pfandleihanstalten und den 
Winkelversatzämtern bekanntzugeben, und die andre staats— 
polizeiliche, welche daran festhielt, daß ein politischer Akten— 
diebstahl vorliege, der nur durch den nachträglichen Schmuck⸗ 
diebstahl verschleiert werden sollte. Die eine Amtsstelle wie die 
andre jagte die vielgeplagten Polizeiagenten auf deils notwendig 
erscheinende, deils zwecklose Erhebungen und Beobachtungen 
herum, ohne daß man einen Schritt vorwärts gekommen waͤre. 
Eine Woche war so mit ergebnisloser polizeilicher Arbeit ver— 
gangen. Müde und abgehetzt kehrten die mit Aufträgen aller 
Art überlasteten, Polizeiagenten von ihren nutzlosen Er— 
hebungen zurück. Während die andern aus Eifer für die Sache, 
vielleicht auch mit Rücksicht auf die ausgesetzte hohe Belohnung, 
unablässig tätig waren, verstand es Werderitsch, der am Tage 
der Entdeckung mit dem Beamten des Kommissariats auf dem 
Tatorte geweilt hatte, sich seither von jeder Einmengung in 
diese Amtshandlung fernzuhalten. 
Man kann sich nun schwer das Aufsehen und Erstaunen 
vorstellen, als Werderitsch eines Tages, einen jungen Menschen 
vor sich herschiebend, beim Kommissariat in der Rudolfsgasse 
seinen Einzug hielt, einen Arrestanten in das Zimmer 
des Bezirksleiters führte und diesen dort mit trockenen Worten 
vorstellte: „Hier, Herr Regierungsrat, ist der Einbrecher vom 
Botschafterpalais!“ Der Vorgesetzte glaubte zuerst an einen 
schlecht angebrachten Scherz, den sich der Polizeiagent mit ihm 
erlaubte, an eine durch Trunkenheit nicht ganz zu verant— 
wortende Handlung. Aber trotz aller Unglaubwürdigkeit behielt 
Werderitsch diesmal doch recht. Der von ihm Eingebrachte, der 
stellenlose Kammerdiener Franz Laufer, war wirklich der 
gesuchte Täter. Als Werderitsch den Zweifel in den Mienen des 
Regierungsrates las, zog er aus der Rocktasche ein kostbares, 
brillantenbesetztes Diadem, aus einer Hosentasche ein mit 
Saphiren geschmücktes Armband hervor, und aus den übrigen 
Taschen seiner Kleider förderte er eine Anzahl andrer Schmuck— 
stücke zutage, die eben die Beute des bisher gesuchten Einbrechers 
bildeten. Bis auf einen Ring war alles wieder zustandegebracht. 
Der Bezirksleiter war sprachlos vor Erstaunen, und da 
Werderitsch der Ansicht war, daß sein Bezirksleiter ihm noch 
immer keinen Glauben schenkte, versetzte er seinem Arrestanten 
einen gelinden Rippenstoß und herrschte ihn an: „Nun, machen 
S' doch das Maul auf und wiederholen S' Ihr Geständnis!“ 
Und der andre legte sodann die Beichte ab, daß er den Ein— 
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