Volltext: Polizei-Humoresken [35/36]

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Inspektor zum Kommissär Dr. Bachler geschickt wurde, der 
nebst einer Anzahl andrer Referate auch das der Banknoten-— 
und Münzverfälschung führte. Von dem Beamten erhielt er 
ein funkelnagelneues Fünfkronenstück und dazu die Aufklärung, 
daß diese Münze falsch sei, eine Nachahmung, aus einer minder— 
wertigen Legierung hergestellt. Das Falsifikat, so erläuterte 
der Beamte dem Agenten, wurde beim Postamte Nr. 61 als 
Nachahmung erkannt, als der Gemischtwarenhändler Heinrich 
Türkl dort einen Geldbetrag aufgeben wollte. Da dem Beamten 
bekannt war, daß Agent Schützner nur ein „Mechaniker“ und 
kein „Kopfarbeiter“ sei, erklärte er ihm noch ganz genau seine 
Aufgabe, welche darin bestand, bei dem Gemischtwarenhändler 
zu ermitteln, woher dieser das falsche Fünfkronenstück erhalten 
habe und die Spur dann weiter zurückzuverfolgen, um, wenn 
tunlich, den ersten Verausgaber und den Fälscher zu ermitteln. 
Schützner machte sich auf den Weg zum Greisler, den 
er in seinem Laden antraf. Wie vorauszusehen war, konnte 
aber der biedere Gemischtwarenhändler keine Auskunft darüber 
geben, wieso er in den Besitz des falschen Geldstückes gekommen 
war. „Wer schaut denn auf so was?“ sagte er. „Eing'nommen 
hab' ich 's halt und hab' kan Ahnung net von wem!l“ Alles 
gütliche und liebenswürdige Zureden Schützners, der Herr 
Greisler möge ein wenig seine Gehirnprothese 
anstrengen und sich doch des Verausgabers entsinnen, 
—— 
Damit wies er alle Angriffsversuche auf eine regere Be— 
tätigung seines Denkvermögens ab. „Konfiszieren S' es halt, 
und die ganze G'schicht hat sich g'hoben!“ Daß die Behörde nicht 
nur die Nachahmung aus dem Verkehre ziehen, sondern auch 
den Fälscher ermitteln wollte, betrachtete er als unliebsame 
Störung der Ruhe, die er seinem Denkvermögen gönnen wollte, 
als Einmengung in sein gutes Recht auf Gedankenlosigkeit. 
Den Polizeiagenten blieb nichts andres übrig, als das 
falsche Fünfkronenstück, das er dem ehrsamen Greisler zu 
Agnoszierungszwecken vorgelegt hatte, wieder in die Tiefen 
seiner Geldbörse verschwinden zu lassen und sich zu ver— 
abschieden. Die Ueberredungsversuche hatten ihm aber die Kehle 
ausgetrocknet und er beschloß, bei einem Glase Wein nicht nur 
seinen Durst zu löschen, sondern auch darüber nachzudenken, 
wie er vielleicht doch noch den ursprünglichen Verausgaber des 
Falsifikats ermitteln könnte. Zum erstenmal in seinem 
Polizistendasein wollte er den Boden mechanischer Arbeit ver⸗ 
lassen und Kopfarbeiter werden. Ein Greisler hat gewöhnlich 
nur Stammkunden, monologisierte er. Gewöhnlich sind es Leute 
aus der Nachbarschaft, die dort einkaufen. Nur bei einem solchen 
Einkauf ist mit dem falschen Fünfkronenstück bezahlt worden.
	        
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