Volltext: Abbildung der inn- und ausländischen Bäume, Stauden und Sträuche. Dritter Band. (3 / 1804)

Thaub. 228. 
GINKGO BILOEBA. 
Der zweylappige Ginkgobaum. 
GINMRO V IMVONIEA EVILLES DEDEVX LAMBEAV. 
De damahigen neueren Schriftsteller nennen ihn Salisburia adiantikolia, sodann wird er auch 
der farrenkrautblaͤttrige Ginkgo; Ginan; zweylappige Mauritie, und insgemein Itsio genennet. 
Diesen nußtragenden, merkwuͤrdig und praͤchtigen Baum sein Vaterland ist Japan, wo er 
wild waͤchst. Im Jahre 1780 wurde dieser durch Herrn Hofgaͤrtner Franz Boße aus Frank— 
reich anhero uͤberbracht, und in den kais. auch kuk. Lustschloßgarten zu Schoͤnbrunn von ihm 
angepflanzet. 
Herr von Linne hat dieses Pflanzengeschlecht in keine Klasse eingetheilet, man findet ihn 
aber in dem Anhange seiner Palhmenarten unter den Namen die zweylappige mauritie. 
Sein Stamm hat eine graupbraͤunlichte, und die aͤtern Zweige eine hellgraue Ninde. Die 
jungen Triebe aber sind mit einer gruͤnen Schaale bekleid tee 
Die Blaͤtter haben eine merkwuͤrdige Gestalt, sind keilfoͤrmig, zweylappig, abgestutzt, un— 
regelmaͤßig eingeschnitten, auf beyden Seiten glatt, und mit zarten, gerade auslaufenden Ner⸗ 
ben dicht durchzogen. Ihre Oberflaͤche ist schoͤn helgruͤnn, die untere etwas blaßer, und stehen 
auf langen Stielen an den jungen Zweigen wechselweise; an den aͤltern Zweigen aber zu 3 bis 5 
beysammen. 
Da von diesem Baume, obwohlen er schon 26 Jahre fortgepflanzet wird, noch keine Bluͤ⸗ 
then erschienen sind; folglich koͤnnen auch dieselbe dermahlen nicht dargestellet und beschrieben 
— DDD 
dem Jahre 1758. kultivirt worden. Man hat also von denen Bluͤthen dieser Gattung noch keine 
bestimmte Nachrichten. Kaͤmpfer meldet, daß im Fruͤhjahre an den Spitzen der Zweige laͤng— 
lichte, haͤngendt Kaͤrchen kommen, die voll vom Blumenstaub sind, und es scheint, daß dieser Baum 
mit den Wallnuͤssen nahe verwand ist, auch vielleicht in deren Naͤhe im System einst seinen 
Platz bekommen wird. W 
Ingleichen sagt Kampfer, daß aus den Winkeln der Blaͤtter auf Zoll langen Stielen die 
Zruͤchte oder Nuͤße kommen. Die Frucht hat die Groͤße einer Pflaume, ist rund, weißlicht— 
gruͤn, waͤrzig, saftig, enthaͤlt eine kleine auf beyden Euden zugespitzte gelblichtbraune Nuß/ die 
der Laͤnge nach eine Furche hat, worinnen ein dreytheiliger weißer Kern eingeschlossen, und im 
September reif wird. Man hat diese Frucht nach Kaͤmpfers Abbildung entlehnet. ——æ* 
Er wird in seinem Vaterlande ein hoher Baum, seit 26 Jahren da er allhier erzogen 
worden ist, hat er schon eine Hoͤhe von zo Schuhe erreicht. Der vollstaͤndige Wachsthum kann 
dermahlen nicht bestimmet werden. 9 qe 
Durch Steckllinge laͤst er sich in einen kuͤhlen Boden leicht fortpflanzen, und vermehren, ist 
auch so dauerhaft, daß selber bey der groͤßten Kaͤlte keinen Schaden leidet. —** —— 
Man verwendet ihn noch dermahlen einzeln in Gaͤrten auf offenen Plaͤßen. 
Von den Wirkungen in der Arztney kann man noch sehr wenige Nachricht geben, doch so 
viel schreibet Kampfer in sein Amoenit. exot., daß der Kern von denen Nuͤßen eine angenehme 
Suͤssigkeit einer Mandel besitzet, und mit einem herhen Nebengeschmacke verbunden ist, welcher 
sich aber durch das Sieden, oder ein gelindes Roͤsten verliert. Er wird daselbst sowohl dieses 
lieblichen Geschmacks wegen, als auch, weil man dafuͤr haͤlt, daß er die Verdauung, und den 
Stuhlgang etwas befoͤrdert, bey jedem Gastmahle als Nachspeise aufgesetht eee. 
In der Oekonomie wird das Holz in seinem Vaterlande zu verschiedenen Dingen verwendet.
	        
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