TAB. 16. & 17.
AESCULUVS-HIPPOCASTANVM.
Die gemeine Roßkastanie.
L MARONIERAMAIRE.
Da Nam'n Kastanie bekam sie von der Gestalt ihrer Frucht, und Pferdkastanie heißt man
sie darum, weil sie geschrottet ein gutes Pferdfutter abgi ebt: Wegen Gleichheit, die sie mit der aͤch—
ten hat, nennt man sie auch die Vexirkastanie, denn sie hat einen etwas bittern und herben Ge⸗
schmack. Nun ist dieser Baum hier unter dem Namen die wilde Kastanie, oder wilde Kaͤste be—
kannt, und wird auch haͤufig gepflanzet.
Urspruͤnglich ist dieser Baum aus dem mitternaͤchtlichen Asien, und von dannen ohngefaͤhr
im J. 1588 durch den beruͤhmten Botanikus mit Namen Clusius anhero gebracht wrden.
Es ist ein grosser starker und ansehnlicher Baum, erlanget ein hohes Alter von roo auch noch
mehrere Jahre, wird bis 12 auch mehr Klafter hoch, im Durchmesser zwey, auch mehr Fuß dick,
um eine ansehnliche Hoͤhe zu bekommen braucht dieser einen Wachsthum von 20 bis 30 Jahren.
Der Stamm hat eine dunkelaschgraue, und die Zweige eine hellbraune Rinde, die blaͤtterlo⸗
sen Zweige haben eben eine hellbraune Farbe mit Punkten geduͤpfelt, und sind mit dicken laͤnglichen
rothbraunen Knospen versehen, sie werden hierauf mit einem dicken zaͤhen Saft oder Harzt uͤberzo⸗
gen, der sie gegen Frost und Naͤsse schuͤtzet. J
Die Blaͤtter, deren fuͤnf, gemeiniglich aber sieben an der Zahl auf einem glatten Stiele
befestiget, sind oben breit, gegen den Stiel zu aber nehmen sie immer an der Breite ab, und sind
am Rande tief unregelmaͤssig ausgezackt, auf ihrer obern Flaͤche dunkelgruͤn mit lichtern Rippen,
auf der untern Seite von hellgruͤner Farbe, und stehen am Zweige einander gegenuͤbee.
Seine schoͤne weisse mit gelb und rosenfarben Flecken gezierte Blumen brechen schon im May
mit dem Laub hervor: stehen an den aͤussersten Theilen der Aeste pyramidenartig dergestalt, daß der
ganze Baum damit scheint bedeckt zu seyn, und ein ungemein artiges Ansehen machen; der Kelch
ist einblaͤttig mit fuͤnf Einschnitten, und bauchigt. Die Blumenkrone besteht aus fuͤnf ungleichen
gefaͤrbten, oben breitrunden Blaͤttern, die an ihren Rand gefaltet, wellenfoͤrmig, und in dem Kelch
befestiget sind, in der Mitte stehet ein rundlichter Eyerstock, welcher einen einfachen langen umge—
bogenen Griffel hat, der sich oben in eine spitzige Narbe verlieret, und ist mit sieben langen umge⸗
bogenen Staubsfaͤden umgeben; eben diese Staubfaͤden sind oben mit oranienfaͤrbigen Staubkoͤlbchen
gekroͤnet, und auf einem Stamm pflegen bald maͤnnliche, bald Zwitterblumen zu erscheienn.
Das Fruchtkapsel ist hellgruͤn, und stachlicht, oͤffnet sich in drey auch vier Theile, inwendig
weißlicht, und so lind wie Seide, und schliesset gemeiniglich zwo Kastanien, am oͤftesten aber nur ei—
ne ein. Die Schale ist glatt, und braunroth, oberhalb mit einem bleichen grauen Flecken versehen:
Unter dieser Schale ist annoch der Kern mit einem zarten, etwas rauhen und roͤthlichen Haͤutchen
umgeben, der weisse Kern, oder die Kastanie selbst ist nußartig, saftig, aber etwas herb und bitter
Man kann die Roßkastanie ganz leicht aus der Frucht ziehen, wenn man dieselbe nur zeitig
im Fruhjahr ausstecket; bey der Herbstpflanzung hingegen verderben sie leicht, weil sie bey nassen
Winter erweicht durch Wuͤrme gemeiniglich zerfressen, und vernichtet werden; man muß sie aber an
einem temperirten mehr kielen Orte im Sande aufbewahren, und laͤßt sie niemals unverdeckt liegen,
wenn man die Schuͤmplung abwenden will.
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Der