Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

heit wird von den neueren Forschern 
stark angezweifelt (vgl. darüber beson¬ 
ders Strnadt Julius, Das Land im 
Norden der Donau, Archiv für österr. 
Geschichte, 94. Bd., 83 ff.). Das zweite¬ 
mal geschieht des Ortes im Jahre 1256 
Erwähnung. Aus dem damals gehal¬ 
tenen Ilzstädter Landtag wurde beschlos¬ 
sen, der Bischof von Passau solle in 
Lembach, Hofkirchen, Putzleinsdorf, Sar- 
leinsbach, Rohrbach und Niederkappel 
persönlich zu Gericht sitzen. Tatsächlich 
hat freilich niemals ein Passauerbischof 
in Putzleinsdorf Gericht gehalten, denn 
die Gerichtshoheit darüber besaß im¬ 
mer die Herrschaft Falkenstein, ebenso 
wie über Hofkirchen und Rohrbach. Der 
Beschluß des Landtages zeigt deutlich 
das eifrige Bestreben der Bischöfe nach 
Erweiterung der Gerichtshoheit. Aber 
die Aufzählung Putzleinsdorf neben den 
genannten Siedlungen der Umgebung 
berechtigt doch zu dem Schlusse, daß 
der Ort schon damals eine ähnliche Stel¬ 
lung und Bedeutung hatte wie heute. 
Dann hören wir lange nichts mehr 
davon, wir wissen nicht einmal, ob die 
Hussiten Böhmens, die in der ersten 
Hälfte des 15. Jahrhunderts (1427 
oder 1428) das benachbarte Sarleins- 
bach in Asche legten, auch nach Putz-, 
leinsdorf kamen oder nicht. Erst im 
16. Jahrhundert kommt der Ort in zu¬ 
gänglichen Aufzeichnungen wieder vor 
und kurz vor der Erhebung zum Markte 
in den Urbaren der Herrschaft Falken¬ 
stein, in denen auch die ältesten Namen 
von Hausinhabern überliefert sind. 
 
b) Ueber die Ortsnamen und 
alten Personennamen. 
 
Die Herleitung des Namens Putz¬ 
leinsdorf ist heute kaum mehr zweifel- 
haft. Die alten Schreibformen lauten: 
Puczlinstorf, Putzerstorf, Puzlstorf und 
Butzesdorf. Der erste Teil ist ein alter 
Personenname, und zwar die sogenannte 
Kurz- oder Rufform, Butzo. 
Das lein, früher lin oder l, ist 
die Verkleinerungssilbe, durch die man 
die sogenannte Koseform des Namens 
zu bilden pflegte (bei vielen Namen 
hängt man in der Umgangssprache auch 
heute noch das l an, z. B. bei Franz, 
Fritz, Hans, Lois usw.). Also heißt 
Putzleinsdorf nichts anderes als Dorf 
eines Butzo (Butzl), der wohl der Füh¬ 
rer jener Ansiedler war, die den Ort 
gründeten. Dessen volle Namensform 
lautete etwa Budhbert (Bodbert) oder 
Budemar (Bodmar) oder Bodwin oder 
 
3 
dgl. Das budh (bod) bedeutet gebie¬ 
ten (vgl. Förstemann, Deutsche Orts¬ 
namen, I. Bd., 655. Schiffmann K, 
Das Land ob der Enns. München 1922, 
S. 123: Butzelin). Die früher gern 
angeführte Ableitung des Namens von 
putzen und Leinen, die auch Norbert 
Hanrieder in seiner Pfarrchronik gegen¬ 
über der obigen noch bevorzugt, hätte 
nur dann irgendwelche Berechtigung, 
wenn der Ort Putzleinsdorf von Anfang 
an zum Leinenbleichen gegründet wor¬ 
den wäre, was aber gewiß nicht zutrifft. 
Auch die Namen der meisten Dörfer 
in der Pfarrei Putzleinsdorf weisen im 
ersten Bestandteil einen Personennamen 
auf, so Pernerstorf (Berno = Bern¬ 
hard), Kainerstorf (Kaino = Kainrad, 
Konrad), Egnerstorf (Eg(i)no = Egin¬ 
hard), Mennersstorf (Menno oder 
Meine = Meinhard), Glotzing (Glotz 
oder Klotz = Chlodwig, Ludwig), 
Neundling (Neidl = Neidhart), Gra¬ 
bens reut (Eraban = Hrabanus), Atz- 
gerstorf (Atzo = Audgar), Taglesbach 
(Dagl — Dagobert), Streinesberg 
(Steino = Steinmar oder Steinhart) 
u. dgl. 
Wie erwähnt, enthalten die Urbare 
auch die ältesten Personennamen in und 
um Putzleinsdorf, nämlich die Namen 
der Hausinhaber. Beim Mangel von 
Hausnummern vor Maria Theresia und 
Josef II. können wir freilich nur selten 
bestimmt sagen, welchem Hause einer 
Ortschaft ein im Urbar genannter 
Grundholde „aufsaß", besonders bei 
Putzleinsdorf selbst ist eine Zuordnung 
unmöglich; aber die Namen bieten doch 
an und für sich schon die Grundlage zu 
wertvollen Schlüssen, sie dürfen nicht 
außeracht gelassen werden, wenn man 
ein Bild vergangener Zeiten entwerfen 
will. Darum sollen die im ältesten Fal- 
tenstemerurbar vom Jahre 1562 ange¬ 
führten Namen der Hausinhaber in und 
um Putzleinsdorf angegeben werden. Die 
29 weltlichen Inhaber der Hofstätten in 
Putzleinsdorf selbst (die 30. wird ein¬ 
fach Kaplanshofstatt genannt) hießen: 
Andre Köpfer, Schmidt Pankraz, Sig¬ 
mund Khapsamer, Wolfgang Gramsreu¬ 
ter, Leonhart Paur, Thoman Höffler, 
Hans Maurer, Veit Spiller, Schwab 
Hans, Wolf Kapfer, Josef Forsel, Mi¬ 
chael Grednpeckh, Wolfgang Schmidin, 
Sebastian Asinger, Georg Urdl, Wolf 
Krienner, Christoph Khumereckher, Leon¬ 
hart Wührmüllner, Hans Paminger, 
Pankraz Spiller, Christoph Asinger, 
Hans Pamberger, Hans Kapfer, Mat-
	        
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