Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

schrift liegt im Pfarrarchiv Putzleins¬ 
dorf) und von ihm schöpften unmittel¬ 
bar oder mittelbar alle, die in der Folge 
darüber geschrieben haben, darunter auch 
P. Georg Kolb in seinem Marianischen 
Oberösterreich, Linz 1889, S. 255 ff. Ge¬ 
klärt wurde freilich dadurch die Frage 
der tatsächlichen Entstehung Maria 
Bründls nicht, aber man wird wohl 
auch nie Sicheres darüber feststellen kön- 
nen. Die Legende erzählt Die 
Vor ungefähr 300 Jahren erhielt in 
Wien ein Graf, der an langwierigen 
Gichtschmerzen litt, im Traume die Wei¬ 
sung, nach Putzleinsdorf in Oberöster¬ 
reich zu reisen; dort werde er im na¬ 
hen Walde eine Quelle finden, deren 
Gebrauch ihn von dem Uebel befreien 
würde. Da sich der Traum noch zwei¬ 
mal wiederholte, entschloß sich der Graf 
zur beschwerlichen Reise. Am Ziele an¬ 
gekommen, fand er wirklich die geschaute 
Quelle, wusch sich damit und wurde ge¬ 
heilt. Zugleich fand er bei dem heil¬ 
bringenden Wasser ein Muttergottes- 
bild, das ihn zur Erbauung eines höl¬ 
zernen Kirchleins an der Gnadenstätte 
bewog. Die Quelle selbst wurde in einem 
eigenen Wasserbecken gesammelt und 
bald auch von anderen Hilfsbedürftigen 
gebraucht. Gebetserhörungen der ver¬ 
schiedensten Art verbreiteten den Ruf 
des neuen marianischen Gnadenortes 
immer weiter. 
Tatsache ist, daß Maria Bründl je¬ 
denfalls schon im 17. Jahrhundert von 
frommen Wallfahrern ebenso wie von 
Badegästen viel aufgesucht wurde. Der 
Befriedigung der Andacht dienten die 
kleine, sogenannte Wasserkapelle (heute 
Lourdesgrotte), die über der heilkräftigen 
Quelle errichtet worden war, und das 
Holzkirchlein, das man daneben erbaut 
hatte und in dem auch schon die hl. 
Messe gefeiert wurde. Die Zunahme 
der Badegäste bewog die Bürgerschaft 
des Marktes, neben der Quelle ein eige¬ 
nes Badehaus zu erbauen und einen 
Bader dahin zu berufen. Im Jahre 
1693 wird die „Bründlraitung“ das er¬ 
stemal verzeichnet. Uebrigens wurde da¬ 
mals das Bründlwasser auch an an¬ 
dere Orte fortgeschickt, selbst in größere 
Entfernungen, z. B. nach Linz und Wien. 
Der Besuch des Bades selbst aber scheint 
rasch zugenommen zu haben, was man 
daraus schließen kann, daß schon nach 
einem Vierteljahrhundert ein zweiter 
Bau für die Badegäste aufgeführt wur¬ 
de, das sogenannte Stöckl (begonnen 
1716). Inzwischen hatte man auch das 
nötige Geld aufgebracht, um an Stelle 
des hölzernen Kirchleins ein neues aus 
Steinen und Ziegeln aufzuführen. Der 
Bau war 1712 eröffnet worden und 
wurde wohl zu gleicher Zeit wie das 
Stöckl vollendet. Die Gesamtkosten für 
beide betrugen in barem Gelde 1487 fl. 
11 kr., jedoch wurden viele Fuhren und 
Roboten auch unentgeltlich geleistet. Un¬ 
ter dem Pfarrvikar Josef Egger (1741 
bis 1749) erhielt Bründl auch eine Or- 
gel und zu deren Ausstellung die Empore. 
Einen neuen Aufschwung nahm die 
Wallfahrt besonders seit dem Jahre 
1751. Am 27. August dieses Jahres 
weihte nämlich der damalige Fürstbi¬ 
schof von Passau, Jahre Josef Do- 
minicus Graf Lamberg die Kirche feier¬ 
lich ein. Der Bruder des damaligen 
Vikars Ignaz Josef Heinrich Rucker¬ 
bauer schuf das jetzige Altarbild, das 
dem Passauer Maria Hilf-Bilde äh¬ 
nelt, aber lieblicher ist. Es zeigt Ma¬ 
ria in Wolken schwebend, das gött¬ 
liche Kind auf den Armen, von Strah¬ 
len umgeben, den Mond zu ihren Füßen. 
1752 wurde darüber das kleinere Bild 
angebracht, das von einem Putzleinsdor- 
fer gewidmet wurde, wie die angebrachte 
Inschrift sagt. Sie lautet: „Ex devot. 
Henric. Joan. B. (ab) Urli Parochi 
in Leonding", d. h. Gewidmet von 
Heinr. Joh. B. Urli, Pfarrer in Leon¬ 
ding. Der Spender war ein Bürgerssohn 
aus Putzleinsdorf. 
Der Andrang zu den heiligen Sa¬ 
kramenten wurde nun besonders an den 
2 Sonntagen nach Mariä Heimsuchung 
und Himmelfahrt, an denen der Pfarr- 
gottesdienst in Maria Bründl gefeiert 
wurde, so groß, daß man jedesmal auch 
fremde Beichtväter berufen mußte. Die 
Zahl der Kommunikanten stieg wieder¬ 
holt auf 700, ja selbst 900 an einem 
Tage, aber auch die Opferstockerträg- 
nisse mehrten sich beträchtlich, so konnte 
1770 die Bründlsakristei erweitert werden. 
Aber bald sollte ein böser Rück¬ 
schlag erfolgen. Der Zeitgeist und die 
Regierungsmaßnahmen der Aufklärung 
setzten wie anderswo so auch in Maria 
Bründl dem verheißungsvollen Ausstre¬ 
ben ein jähes Ziel. Der erste Schlag 
war das Verbot aller Prozessionen au¬ 
ßer den von der Kirche angeordneten. 
Dann kam die Forderung, alle Bilder 
und Vortivtafeln aus dem Heiligtum zu 
entfernen, nur das Altar-Hauptbild soll¬ 
te bleiben dürfen. Allerdings gaben die
	        
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