Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

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(1814), Schneeberger Johann in Tagles¬ 
bach (1815), Schneeberger Matth. in 
Wulln (1816), Reiter in Glotzing (1835) 
und Krienmühle (1837); heute gibt es 
fast keinen ungewölbten mehr. Die in 
anderen Gegenden beliebten breiten 
Ställe mit einem Gang auch vor den 
Köpfen des Viehes, von dem aus man 
bequem das Futter reichen kann, fand 
merkwürdigerweise bei uns niemals An¬ 
klang, nur der einzige Krienmüller baute 
1903 seinen Kuhstall so. Er hat wohl 
die Anregung hiefür aus seiner Heimat, 
Tyrnau in Bayern, mitgenommen. Sehr 
bös war es bis in die allerjüngste Zeit 
um die Schweineställe bestellt, aber ge¬ 
rade in den letzten Jahren trat auch da 
eine Besserung ein. 
Die Stadel sind fast alle aus Holz 
aufgeführt. Als eine Besonderheit wur¬ 
den schon früher (siehe Wirtschaftsleben) 
die Hocheinfuhren erwähnt, deren sich 
heute schon 22 Bauernhäuser erfreuen. 
Das erste Beispiel hiefür innerhalb der 
Pfarrei gab Hans Lang in Kainerstorf 
(1871). 
 
b) Die Pfarrkirche und ihre 
Einrichtung. 
 
Die ehemalige Filialkirche in Putz- 
leinsdorf erwies sich als Pfarrkirche viel 
zu klein. Darum beschloß man bald nach 
Errichtung des Vikariats (1686) einen 
Neubau oder genauer einen Umbau und 
eine wesentliche Erweiterung. Leider ist 
es bisher noch nicht gelungen, auch nur 
annähernd festzustellen, wie sich die alte 
Kirche zur jetzigen verhielt. Es fehlen 
eben alle Schriftstücke über den Um- 
und Neubau und alle Kirchenrechnungen 
aus jener Zeit. Darum sind uns auch 
die Kosten des Baues ebenso unbekannt, 
wie die Namen derer, die ihn durch¬ 
geführt haben. (Vgl. übrigens den Aus¬ 
zug aus der Pfarrchronik Hanrieders, 
a. a. O.). 
Zusammenfassend sei nur folgendes 
über die Geschichte des Gotteshauses 
bemerkt: Am 24. August 1705 war der da¬ 
malige Marktrichter Fridolin Ratzesber¬ 
ger beim Grafen Salburg in Linz „we¬ 
gen des zum Kirchenbau nötigen Bau¬ 
holzes aus dem Rannariedlerforst"; die 
Bürgerschaft einigte sich gleichzeitig zur 
freiwilligen Beistellung der Ziegel. Die 
Bauern wurden eingeladen, gegen Be¬ 
zahlung Kalk von Niederranna zum 
Bauplatz zu führen; dagegen sollten sie 
Steinfuhren unentgeltlich leisten. Uebri- 
gens beteiligten sich dabei auch Bauern 
aus den Pfarreien Sarleinsbach und 
Pfarrkirchen, die eben meist nach Putz- 
leinsdorf gingen. Am 17. April 1706 
wurde vom hochwürdigen Herrn De¬ 
chant Johann Jäzlauer von Sarleinsbach 
im Beisein des Ortsvikars Philipp Er¬ 
hardt und Schulmeisters Karl Haas un¬ 
ter Beiziehung des Baumeisters Salo- 
mon Peißmann von Pfarrkirchen der 
Grundstein gelegt. Noch im Jahre 1707 
wurde die Bauarbeit vollendet. Ein Teil 
der Steinmetzarbeiten war in Kleinzell 
(wohl Plöcking) hergestellt worden. Am 
22. Juni 1708 wurde die Kirche vom 
Weihbischof von Passau Johann Rai¬ 
mund Graf von Lamberg feierlich kon- 
sekriert. 
Baulich hat sie in der Folge wenig 
Aenderungen mehr erfahren. Allerdings 
wurde sie auch 1742 vom großen Markt- 
brande erfaßt, aber es fiel nur das 
Dach dem verheerenden Element zum 
Opfer, das wurde rasch wieder erneuert. 
Auch der Glockenturm, der aber weder 
mit der Kirche in Verbindung stand, 
noch auch ihr gehörte, wurde zunächst 
abermals aus Holz an der alten Stelle 
gegen das jetzige Schulhaus hin aufge¬ 
führt. Wenige Jahre später (1748) voll¬ 
endete der baulustige Vikar Josef Egger 
die Sakristei. Die Bürgerschaft aber be¬ 
gann 1760 den jetzigen gemauerten Turm. 
1764 konnte die feierliche Kreuzsteckung 
erfolgen. In den Besitz der Kirche ging 
der Turm erst 1849 über. 
Das ganze Gotteshaus kann als 
Muster einer ebenso praktischen als er¬ 
bauenden Pfarrkirche bezeichnet werden. 
Es ist für die Gemeinde geräumig ge¬ 
nug und doch nicht zu groß, sehr licht 
und läßt fast Das Besucher ungehindert 
auf den Hochaltar und die Kanzel blik- 
ken. Die Einrichtung ist, durchaus wür¬ 
dig und einheitlich, im späteren Barocke 
gehalten, besonders die Nebenaltäre zei¬ 
gen schon Anklänge an das Rokoko (das 
zarte Netzwerk!). Daß die Kirche auch 
die Möglichkeit zur reichsten Ausschmüc¬ 
kung bietet, haben größere Feierlichkei¬ 
ten gerade in den jüngsten Lahrzehnten 
oft genug deutlich bewiesen. 
 
Der Hochaltar. Die einfachste Aus¬ 
führung weist bei ihm ebenso wie bei den 
Nebenaltären der Altartisch auf. Er 
ist gemauert und vorne und seitlich mit 
Holzverschalung versehen. Dagegen sind 
Tabernakel und Aussetzungsthron Werke 
hoher künstlerischer Vollendung und 
reichster Vergoldung. Zu beiden Sei¬ 
ten ist reichlich Platz nicht allein für 
die Leuchter und Blumen, sondern auch 
für je einen anbetenden Engel (auf einer
	        
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