Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

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gehen und sich in und außer der Schul 
eines frommen Wandels, Nüchternheit 
und rechter Manneszucht befleißen. Zum 
anderten (zweitens) ist die Kinderlehr 
zu befördern die höchste Notdurft, de- 
rentwegen er schuldig und verbunden, 
die Jugend durch sein exemplarisches Le- 
ben sowohl als emsige Instruktion (Un¬ 
terricht) zur Furcht Gottes und dem hei¬ 
ligen Gebet zuvörderst zu halten und 
zu weisen und dann Sommer und Win¬ 
ter zu rechter Zeit, wie ihm solches durch 
uns und unsere Geistlichen befohlen wird, 
Schul zu halten, des armen Bürgers so¬ 
wohl als des reichen Kind im Lesen, 
Schreiben, Raiten und Singen selbst mit 
Fleiß zu instruieren und eine mäßige, 
zulässige Strafe ohne Ungeduld zu ge¬ 
brauchen, sondern sich gegen die Jugend 
mansuet (sanftmütig) und also zu er¬ 
zeugen, damit die Frequenz (der Besuch) 
desto ehender und mehrer befördert und 
der gemeine Bürger sein Kind umso 
lieber in die Schul zu schicken verur¬ 
sacht werde. 3. Soll er unsere Geist¬ 
lichen, welche den Gottesdienst nach un¬ 
serm Befehl in dem Markt Aigen ver¬ 
richten. bei den heiligen Gottesdiensten 
mit Ministrieren, Singen, Orgelschlagen 
und anderen notwendigen Verrichtun¬ 
gen jederzeit an die Hand stehen, den¬ 
selben allen gebührenden Respekt erzei¬ 
gen und sich gegen sie und sonst menig- 
lich (durchaus) solcher Gestalt verhalten, 
daß man sich, „wider ihn zu bekla¬ 
gen nicht Ursach bekomme." Diese Wei¬ 
sung für den Aigner Schulmeister zeigt 
zwar in der Form deutlich das Merk¬ 
mal der damaligen Schreibart, nämlich 
die Vorliebe für Fremdwörter (Instruk¬ 
tion, Exempel, mansuet, Frequenz, Re¬ 
spekt), überrascht aber durch ihre aner¬ 
kennenswerte Klarheit, die viele andere 
Schriftstücke jener Zeit gar sehr ver¬ 
missen lassen. 
Das Einkommen des Schullehrers 
bestand zunächst in dem sogenannten 
Schulgeld der Schulkinder, meist 1 fl. 
jährlich. Aber arme Schulkinder mußten 
unentgeltlich unterrichtet werden. Seit 
1779 bestand in Putzleinsdorf eine eigene 
Schulstiftung für den Schulmeister, durch 
den damals verstorbenen Pfarrer Hein¬ 
rich Arli von Leonding, einen gebür¬ 
tigen Putzleinsdorfer (Markthaus Nr. 29) 
aufgerichtet. Darnach wurde dessen Va¬ 
terhaus um 570 fl. verkauft und letzt- 
willig verfügt, daß der Schulmeister von 
den Zinsen des Erlöses jährlich 9 fl. 
erhalte als Schulgeld für 9 arme Schul¬ 
kinder. Vier Jahre später (1783) emp¬ 
fahl allerdings die Landesregierung all¬ 
gemein, es möge das Schulgeld für arme 
Kinder von der Vogteiobrigkeit (Alten¬ 
hof) oder vom Pfarrer gezahlt und ihnen 
auch die nötigen Schulbücher unentgelt¬ 
lich zur Verfügung gestellt werden. Durch 
den Krach im Jahre 1810 ging das 
Kapital der Arli'schen Schulstiftung zum 
größten Teil verloren, der Schullehrer 
erhielt nun von dem Kirchenvermögen 
jährlich 5 fl. 36 kr. C. M. Zur Schul- 
beheizung mußten die Hausbesitzer des 
Schulgebietes Holz liefern, der Markt 
selbst jährlich 9 Klafter vorn Bründl- 
wald. Aber gerade die Holzlieferung 
veranlaßte wiederholt Streitigkeiten zwi¬ 
schen Schulmeister und Markt. 
Entschieden mehr als der Schuldienst 
warf der Mesnerdienst beheizung der früheren 
Zeit ab. In der Kirchenrechnung 1766 
heißt es, daß dem Schulmeister (als 
Mesnergehalt) wie in anderen Jahren 
46 fl. gereicht worden seien. (Der Pfarr- 
vikar hatte 128 fl.). Darin aber waren 
die Erträgnisse der Stiftungen inbegrif¬ 
fen, die damals durchschnittlich 20 fl. 
betrugen (1 fl. am Feste des Kirchenpa¬ 
trons St. Vitus, 30 kr., am „Schaurfrei- 
tag““ (Charfreitag) für das Amt und 
den Umgang, je 15 oder 20 kr. für ein 
Stiftamt und je 6 oder 9 kr. für eine 
Stiftmesse, 7 kr. 2 Pf. an jedem der 4 
Kirchtage (Georgi, Vitus, Michaeli und 
Nikolai). Natürlich spielte die Geld¬ 
entwertung in der napoleonischen Zeit 
auch diesem Posten der Mesner-Einnah¬ 
men übel mit. Das galt auch von den 
Stolgebühren bei Hochzeiten, Leichenbe¬ 
gängnissen und Taufen. — An Natu¬ 
ralien erhielt der Schullehrer durch eine 
Sammlung im Mittel 12 Metzen Ge¬ 
treide, einige Eier und ziemlich viel 
Flachs; dann die Läutgarben für das 
Wetterläuten, die bei uns trotz des Ver¬ 
botes gereicht wurden, und das Erträg¬ 
nis des zur Schule gehörigen Grundes, 
um 1790 : 21761 Joch. 
Infolge der Theresianischen Schul¬ 
reform stieg die Zahl der Schüler be¬ 
deutend. Da der Schulmeister durch den 
Mesner- und Organistendienst wieder¬ 
holt im Schulhatten gehindert war, drang 
das Kreisamt des Mühlviertels bald 
nach 1800 auf Einsetzung eines Schul- 
gehilfen. Im Jahre 1807 sandte es die 
Meldung nach Putzleinsdorf, daß zur 
Besoldung eines solchen aus dem Ver¬ 
mögen des Gotteshauses Pfarrkirchen 50 
fl. angewiesen worden seien. Wirklich 
erscheint bald darauf (1811) der erste 
Schulgehilfe in Putzleinsdorf auf. Aber
	        
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