Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

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Aber es fehlte doch auch bei die- 
sem nicht an Schattenseiten. Zu¬ 
nächst schwankte bei ihm der Preis nicht 
allein von Jahr zu Jahr, sondern sogar 
in demselben Jahre so stark wie bei 
keinem anderen Gegenstand. Es gehörte 
stets eine tüchtige Portion Glück dazu, 
beiläufig jenen Zeitpunkt zu treffen, wo 
der Preis am höchsten war. Gar man¬ 
cher verspekulierte sich wiederholt zu sei¬ 
nem großen Aerger. Es soll ja vorge¬ 
kommen sein, daß einer, der rund 4 Zent¬ 
ner in seinem Hause liegen hatte, schon 
fast 300 fl. für den Zentner erhalten 
hätte, aber sein Erzeugnis trotzdem nicht 
hergab in der festen Ueberzeugung, er 
würde volle 300 bekommen. Aber nun 
sank der Preis und die Hoffnung des 
Enttäuschten, er werde wieder steigen, 
schlug auch fehl, schließlich streute er 
das Werk saurer Arbeit dem Vieh als 
Streu unter! — Ferner fiel die Ernte¬ 
arbeit immer gerade in jene Zeit, in der 
der Landwirt sonst schon kaum fertig 
werden kann. Trotzdem hätte sich die 
Hopfenlultur gewiß bis in unsere Tage 
gehalten, wenn nicht der Preis schon 
vor 1900 stark zurückgegangen wäre. Al¬ 
lerdings erreichte er auch damals noch in 
dem einen oder anderen Jahre eine recht 
befriedigende Höhe, aber das wurde im¬ 
mer mehr Ausnahme und reichte nicht 
hin, den Entgang vieler böser Jahre 
wettzumachen. So hörte man immer 
häufiger das Urteil, man erreiche mehr, 
wenn man Getreide baue als Hopfen. 
Und wirklich wurde dieser mehr und 
mehr beschränkt und verschwand bis zum 
Weltkrieg gänzlich. 
Weniger harmlos als die Geldbe¬ 
schaffung durch den Hopfen war eine 
andere auch in der letzten Hälfte des vo¬ 
rigen Jahrhunderts, die durch allzugro¬ 
ße Schlägerung des Holzes. Zunächst 
wohl wurde sie durch den wirtschaft¬ 
lichen Niedergang des Bauernstandes 
überhaupt veranlaßt, dann aber beson¬ 
ders durch die Errichtung von Papier¬ 
fabriken im Mühltal gefördert. Diese 
brauchten viel Holz und boten schöne 
Preise, die manchen Waldbesitzer zu all¬ 
zu ausgiebiger Abholzung verlockten. Die 
Wirkung war gegen 1900 so arg, daß 
einsichtsvolle Männer mit Recht ihre 
warnende Stimme erhoben. Als Dechant 
Hanrieder im Jahre 1890 für die Pfrün¬ 
de den sogenannten Schramlwald kaufte, 
schrieb er in feiner Eingabe an das Ordi¬ 
nariat: „Bei der gegenwärtig hierorts 
betriebenen Walddevastation (= Verwü¬ 
stung), wo durch massenhafte Abholzung 
zur Beschaffung des notwendigen 
Schleifholzes für Papierfabriken die 
schönsten Waldbestände vollständig rui¬ 
niert werden, muß die Beistellung des 
nötigen Brennholzes in absehbarer Zeit 
eine kaum erschwingliche Ausgabe bedeu¬ 
ten.“ Zum Glück hörte bald nach die¬ 
ser gewiß berechtigten Klage des besorg¬ 
ten Pfarrherrn die übermäßige Schlä¬ 
gerung wieder auf, ja man begann im 
Gegenteil jetzt dort und da sogar mit 
der Anpflanzung von Waldbäumen in 
Stellen, die früher schon gerodet waren, 
sich aber doch gewiß besser für die Forst¬ 
wirtschaft als für den Ackerbau oder 
Wiesen eignen. Zu diesem begrüßens¬ 
werten Wandel trug hauptsächlich die 
1887 gegründete Landwirtschaftliche Ge¬ 
nossenschaft Lembach-Putzleinsdorf bei, 
deren erster Obmann bis 1912 Dechant 
Hanrieder war. Sie hat der Landwirt¬ 
schaft auch sonst viele Förderungen ge¬ 
bracht. 
Es wurden landwirtschaftliche Ma¬ 
schinen angekauft, Dampf- oder Benzin- 
Dreschmaschinen (die erste 1892), Wende- 
pflüge, pflüge, Wieseneggen, 
Trier, eine Brückenwage (1917) und an¬ 
dere, man lernte den Wert des künst¬ 
lichen Düngers kennen und schätzen und 
führte bessere Samen und reinrassige 
Zuchttiere ein. Noch mehr als früher 
schenkte man der Wiesenverbesserung 
Aufmerksamkeit durch neue Entwässe¬ 
rungsanlagen, Beschaffung von Gras- 
samen und (freilich noch beschränkt) Ein¬ 
führung von Wechselwiesen. Der 
Schneidstock („Gsodesel“) zum Futter- 
schneiden mit Der Hand ist selten gewor¬ 
den und durch Maschinen mit Wasser¬ 
oder Zugtierbetrieb ersetzt; in einigen 
Häusern wurden auch schon Elektromo¬ 
toren dafür angebracht. 
Eine große Ersparnis an Arbeits¬ 
kräften brachte der in den letzten Jahr¬ 
zehnten immer häufigere Bau der Hoch¬ 
einfuhren in den Stadeln. Vom Wege 
führt eine Böschung zu einem an der 
Schmalseite des Stadels in halber Höhe 
angebrachten Tor und von dem läuft eine 
2-3 Meter breite Pfostenbrücke auf den 
Langhölzern des Gebälkes über den gan¬ 
zen Stadel hin bis zur entgegengesetzten 
Schmalseite. Auf dieser Brücke wird der 
Wagen eingefahren. Mußte man früher 
von der Tenne aus die ganze Fuhr ga¬ 
belweise zum Stock in der „Oes“ mühe¬ 
voll aufschichten, ermöglicht es diese sinn¬ 
reiche, aber höchst einfache Einrichtung, 
die Fechsung bequem von oben an seinen 
Ort zu bringen. Bei Heu, Grummet
	        
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