Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

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Oesterreichs, Wien und Leipzig 1901, 
II. Bd.. S. 461). 
 
Zum Zwecke der Steuervorschrei- 
bung und Einhebung, die auch nach Ma¬ 
ria Theresia durch das Marktgericht und 
die Grundherrschaft erfolgte, wurden un¬ 
ter Josef II. von 1786 ab neue kost¬ 
spielige Landesvermessungen durchge¬ 
führt und eigene Steuergemeinden, so¬ 
genannte Katastralgemeinden, gebildet. 
Putzleinsdorf und das Urbaramt bilde¬ 
ren nun die Steuergemeinde Putzleins- 
dorf, die Häuser westlich vom Tagles¬ 
bach gehörten zur Katastralgemeinde 
Olerndorf, Wulln und Streinesberg zu 
Hörbich, die übrigen Pfarrhäuser zu 
Atzesberg. Diese Einteilung besteht heu¬ 
te noch. 
Die größte Aenderung in der Ver¬ 
waltung, Rechtspflege und Steuerein¬ 
hebung hatte die Umwälzung des Jah¬ 
res 1848 zur Folge. Die Grundherrschaf¬ 
ten und Marktgerichte verschwanden völ¬ 
lig. Zum Zwecke der niederen Verwal¬ 
tung wurden politische Gemeinden ge¬ 
bildet und ihnen ein größerer Wirkungs¬ 
kreis zugewiesen. Sie konnten nach dem 
Gesetze vom 17. März 1849 ihre eige¬ 
nen Angelegenheiten selbständig verwal¬ 
ten und mußten im übertragenen Wir¬ 
kungskreis auch für Staatsaufgaben mit¬ 
wirken. In der Pfarrei Putzleinsdorf 
kamen zunächst 4 polit. Gemeinden in 
Betracht: Putzleinsdorf, Ollerndorf, Hör- 
bich und Atzesberg. Im Laufe des Jah¬ 
res 1850 erfolgten die durch das er¬ 
wähnte Gesetz angeordneten Gemeinde- 
ausschußwahlen und darnach die Wahl 
der Gemeindevorstände (Bürgermeister). 
An Stelle der Kreisämter traten die ausschußwahlen 
k. Bezirkshauptmannschaften. Seit dem 
Anfang der Siebziger Jahre sind die 
früheren Gemeinden Putzleinsdorf und 
Ollerndorf vereinigt. 
Die Ausübung der Rechtspflege 
wurde den neuerrichteten k. k. Bezirks¬ 
gerichten übertragen. Die Gemeinden 
Hörbich und Atzesberg wurden dem Be¬ 
zirksgericht Rohrbach zugewiesen, die 
Gemeinde Putzleinsdorf aber dem Be¬ 
zirksgerichte Lembach. Nach den Auf¬ 
zeichnungen Hanrieders lag es in der 
Absicht der Landesregierung, das Be¬ 
zirksgericht für den südlichen Teil der 
Bezirkshauptmannschaft Rohrbach nach 
Putzleinsdorf zu geben. Aber dagegen 
waren die damaligen Marktgewaltigen. 
Sie setzten ihren Willen durch, das Ge¬ 
richt kam nach Lembach. Wirtschaftlich 
bedeutete das für Putzleinsdorf wohl 
einen empfindlichen Schaden. 
Als erste Verwaltungsbehörde über 
den Gemeinden waren 1849 (50) die 
k. k. Bezirkshauptmannschaften eingeführt 
worden, für das obere Mühlviertel in 
Rohrbach. Aber schon 1854 ließ man sie 
wieder auf und übertrug die Verwal¬ 
tung zugleich mit der Rechtspflege den 
Bezirksgerichten, die aber den Titel Be¬ 
zirksämter erhielten. Die Bezirksrichter 
hießen nun Gerichtsvorsteher; in Lem¬ 
bach erscheint als erster Kaspar Haala 
auf, dem als Adjunkt Karl Peyrer, ein 
gebürtiger Putzleinsdorfer, beigegeben 
war. Die Bezirksämter bestanden bis 
1868. In diesem Jahre trennte man 
Rechtspflege und Verwaltung endgiltig 
und es lebten die k. k. Bezirkshauptmann- 
schaften und Bezirksgerichte wieder aus, 
wie sie 1849 (50) eingerichtet worden 
waren. In neuerer Zeit wurde die Ge¬ 
meinde Atzesberg von dem Bezirksgericht 
Rohrbach abgelöst, und dem in Lembach 
unterstellt. 
Für die Steuereinhebung traten nach 
dem Revolutionsjahr 1848 die k. k. 
Steuerämter an den Sitzen der Bezirks¬ 
gerichte (Bezirksämter) in Tätigkeit, für 
gewisse Rechtsgeschäfte, besonders Ar¬ 
kundenverfassung, wurden Notariate ein¬ 
geführt. 
 
Lasten nach 1790. Die grundherr- 
lichen Lasten blieben im allgemeinen 
denen der früheren Zeit gleich, nur wur¬ 
den sowohl die Naturallieferungen als 
auch die Arbeiten (Roboten) immer häu¬ 
figer in Geld abgelöst. Bei den meisten 
Bauern der Pfarrei Putzleinsdorf blieb 
auch weiterhin die Teilung der Lei¬ 
stungen an z w e i Herrschaften, weil eben 
für sie Vogtherrschaft (Altenhof) und 
Grundherrschaft (Landshaag) getrennt 
waren; manche von ihnen mußten übri¬ 
gens auch anderswohin roboten oder Ab¬ 
gaben liefern, weil eine der beiden Herr¬ 
schaften ihre Ansprüche an Dritte verge¬ 
ben hatte; so leistete der Hölzl einen 
Teil des Getreidezehents dem Pfarrer 
in Pfarrkirchen, der Kriegner in Men- 
nerftorf wieder nach Marsbach. — Die 
Steuern wuchsen immer mehr und änder¬ 
ten sich im Laufe der Jahre gewaltig. 
Am empfindlichsten waren die Leistun¬ 
gen für den Staat natürlich in den 
Kriegszeiten und unmittelbar darnach. 
Für die Zeit vor rund 100 Jahren 
finden sich in ziemlich vielen Häusern 
noch alte Lastenbüchlein, die einen gu¬ 
ten Einblick in die Lage unserer Vor¬ 
fahren gewähren. Beispielshalber sei 
der in den Falkensteiner Urbaren an 
erster Stelle stehende Vogtholde, Reiter
	        
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