Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

Jungten, Uebergabe gäbe unb Verlauf von 
Häusern, auf „Emoakosten" aber bei 
der Wahl unb Einsetzung ber Amis Inha¬ 
ber, bei Verlesung des Ehehafts unb 
ber Marktrechnungen, bei Ankunft unb 
Abzug! von Truppen unb Boten, bei den 
meisten höheren Besuchen geistlicher unb 
weltlicher Personen unb .anbeten An¬ 
lässen. Die Kosten betrugen nicht sel¬ 
ten 15 unb 20 fl. unb sogar darüber, 
bei dem bamaligien Geldwert hohe Sum¬ 
men (1638 z. B. sinb Kühe auf kaum 12, 
Schweine auf etwa IV2 fl- veranschlagt)^ 
Freilich gab es neben ben Wohlha¬ 
benb en auch viele Arme unb Bettler 
unb in ben Kämmererrechnungen des 
Marktes nehmen bie an sie verteilten 
Almosen einen girofeen Raum ein. Aller- 
bings waren bie meisten Eabenheischen¬ 
den Frembe. Sie gehörten ben verschie¬ 
densten Berufen an. Neben eigentlichen 
Armen und Dienerleuten finden sich fah¬ 
rende Studenten, abgedankte oder ver¬ 
krüppelte („trumbe“) Soldaten, Solda¬ 
tenweiber und Kinder, atme Schulmei¬ 
ster und Geistliche, Abbrändler, Samm¬ 
ler für Kirchenbauten, Krankenhäuser 
und andere gemeinnützige Zwecke. Dar¬ 
unter waren oft Leute aus weiter Ferne, 
selbst aus Rußland. Gat nicht selten 
hielten auch vornehme, adelige Personen 
um ein Almosen an. 
Sonst spielen noch in ben Aufzeich¬ 
nungen bes Marktschreibers Bemerkun¬ 
gen Übet bie zunehmenbe Unsicherheit 
eine große Rolle. Dazu trugen bie vie¬ 
len Landstreicher unb Zigeuner vornehm¬ 
lich bet. 'Schon vor 1700 machten sie 
die Eegenb um Putzleinsdorf so unsicher, 
daß eine eigene Pfarrwacht eingeführt 
wurde. Im Jahre 1713 heißt es aber¬ 
mals: „Landstreicher glibt es genug, 
Glasträger, Musikanten, Zigeuner, über¬ 
häufte Bettler, Müfeigigehenbe, daneben 
auch Schörgengesind (Knechte der Land¬ 
gerichtsdiener), entlassene Boten der 
Lanbeshauptmannschaft, Eartgeyer. aus- 
reißenbe Rekruten usw." Im Jahre 1733 
würben bei einer Hauptstreif ber Or¬ 
binariwacht. heute etwa Eemeindebie- 
ner unb Gehilfen, 9 solche oerbachtige 
Personen aufgegriffen. Um bieselbe Zeit 
kam ein Reglierungspatent, wonach 
Handwerksburschen brei Tage „mit Was¬ 
ser und Brot angehalten werben soll¬ 
ten", also ein Vorläufer des bekannten 
Vagabund engesetzes. Besonders arg 
wurde die Landstreicherplage abermals 
nach dem siebenjährigen Kriege (1756 
bis 1763). 
Endlich möge in diesem Zusammen¬ 
hange noch ein Wort über bie ärzt¬ 
lichen Verhältnisse Platz finden. 2m 
allgemeinen scheint es da in unseren Ee¬ 
genb en noch schlimm bestellt gewesen zu 
sein. Denn ber Brünblbaber, ber brich 
kaum eine höhere Bildung besaß, ber 
„Martin im Pabt", wurde selbst von 
der Herrschaft nach Altenhof zur Ordi¬ 
nation berufen. Putzleinsdorf hatte 
übrigens schon vor ber Eröffnung bes 
Brünblbabes auch im Orte selbst einen 
Helfer bei Ungjlücksfällen und Krank¬ 
heiten, und zwar im sogenannten Ba- 
berhäusl. Bei Beginn ber Gerichtspro- 
trokollbücher (um 1632) hatte es eine 
gewisse Christina Pecs härt in Lembach 
in Besitz. Von ihr kaufte es am 30» 
August 1633 Georg Metz von Lands« 
per gl am Lech, südlich von Augsburg, 
behielt es aber nur bis 6. August 1638 
inne. Die „Gmein unb Bürgerschaft“ 
von Putzleinsborf, die es zunächst um 
76 fl. 20 kr. an sich gebracht, veräußerte 
es anfangs 1639 um 85 fl. einem ge¬ 
wissen Georg Groll unb dieser schon 
am 12. April besselben Jahres um 
90 fl. an Paul Parbt, »aber in Ober- 
läppet Nach bessen Tode (1663) führte 
das Geschäft sein gleichnamiger Sohn 
und dann dessen Witwe Maria Pardtin 
bis 1696 fort. In diesem Jahre ver¬ 
kaufte sie das Bad an ben „ehr- unb 
kunstreichen" Herrn Jginatius Sigart. 
Bab- und Wundarzt gesellen von Otto- 
beuren in Schwaben, um 200 fl. Als 
Zugabe zum Badhäusl werden eigens 
erwähnt: Badkessel und Reifgeschirr, die 
zur Badstube gehören, item bie vor¬ 
handenen Laßköpf. Ueber bie weiteren 
Bab er unb Aerzte in Putzleinsdorf vgü. 
ben Auszug! aus Hanrieders! Pfarrchro- 
nil.
	        
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