Volltext: Aus der Vergangenheit der Pfarre Putzleinsdorf im Mühlviertel

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zur Kirchweihe nach Lembach, wo 25 
Soldaten des Hauptmannes Bartholo¬ 
mäus von Tanazel und Cilli einquartiert 
waren. Unter den 5 Kreuzscharen war 
ohne Zweifel eine auch aus Putzlems- 
dorf. Wegen eines geborgten Pferdes 
fingen die Soldaten einen Raufhandel 
mit den Bauern an, zogen aber dabei 
den kürzeren. Sechs von ihnen wurden 
erschlagen, die übrigen verjagt. Das war 
der Anfang der verhängnisvollen Bau-- 
ernerhebung jenes Jahres. Daß bei den 
folgenden Plünderungszügen und Kämp¬ 
fen auch Die Männer in und um Putz- 
leinsdorf eifrig mitwirkten, läßt die Tat- 
sache vermuten, daß bei der Erhebung im 
oberen Mühlviertel gerade der niedern- 
burgische Amtmann Wolkauf als em 
Führer genannt wird. Wir erfahren das 
aus einer Meldung aus Rohrbach vom 
16. Juli 1626. Der damalige Besitzer 
der Herrschaft Berg bei Rohrbach, Eras¬ 
mus von Rödern, war nämlrch nach 
dem .Ausbruch der Unruhen nach Passau 
geflohen, ließ sich aber über den Ver- 
lauf der Ereignisse durch seinen zurück 
gebliebenen Pfleger Veit Dietrich von 
Morau berichten. Unter dem angeführ¬ 
ten Datum meldet nun dieser seinem 
Herrn: „Der niedernburgische Amtmann 
Wolkauf macht sich gar mächtig und 
geschäftig, er ist der meist im Korb. 
Auch bei der zweiten Erhebung der 
Bauern im genannten Jahre war Putz- 
leinsdorf in Mitleidenschaft gezogen und 
es mögen sich manche aus unserer Hei- 
mat dem gewalttätigen Führer David 
Spatt, Bäcker von Haibach, angeschlos- 
sen haben, als er Hei- der Eroberung 
des Schlosses Marsbach (am 8. Okt.) 
"alles auftreibend" über Hofkirchen und 
Sarleinsbach nach Peilstein zog. 
Sonst sind aus dem dreißigjährigen 
Kriege keine Putzleinsdorf betreffenden 
Einzelheiten bekannt. Daß aber die Ge¬ 
biete der Falkensteiner Herrschaft be- 
sonders in den letzten Jahren überaus 
hart litten, dafür zeugt eine Notiz im 
Inventar über die Hinterlassenschaft des 
1653 in einem Zweikampf gefallenen 
Freiherrn Sigmund von Falkenstein. 
Darin wird gesagt, daß die Herrschafts¬ 
die und Raitreste (Rechnungs- 
reste), bis zum Jahre 1652 zusammen¬ 
gerechnet, eine große Summe ausmach¬ 
ten. Rach den Auszeichnungen der bei¬ 
den Pfleger Wolf Rieder und Hans 
Gottfried Eggmüller wurden die Ab¬ 
gänge in Geld auf über 10.000 fl. fest¬ 
gestellt, dazu kamen dann noch Getreide- 
ausstände. Zu ihrer Erklärung wird hin¬ 
zugefügt, sie wären „von 1646 anhero 
bei denen schweren Quartiersjahren, gro¬ 
ßen gelittenen Durchzügen und Ausplün¬ 
derungen angewachsen: etlich Tausend 
Gulden im Raitrest wie auch Zehent- 
und Dienstausstände seien in Verlust ge¬ 
gangen wegen der arg öd gemachten 
Güter und der ruinierten Untertanen." 
(Vgl. Laurenz Pröll, Einquartierungen, 
in den Beiträgen, III. 62 ff.) 
Untertanen." und deren Fol¬ 
gen hatte Putzleinsdorf übrigens auch 
später noch wiederholt zu spüren. Schon 
während der Türkenkriege unter Leo¬ 
pold I. werden in den Aufzeichnungen 
des Marktschreibers mehrmals durchzie¬ 
hende und im Quartier liegende Solda¬ 
ten, besonders Dragoner erwähnt. Gün¬ 
stiges weiß der Berichterstatter wenig 
über sie zu melden, Klagen der Bevöl¬ 
kerung aber genug. Sie fingen gern 
Händel an, drangsalierten die Quartier¬ 
geber, waren mit nichts zufrieden und 
wußten für das Gebotene meist nur 
schlechten Dank. Und trotzdem mußte 
man sie noch glimpflich behandeln und 
die Herren Offiziere mit Geschenken in 
guter Laune zu erhalten suchen. Aber 
dann und wann riß doch einem Mi߬ 
handelten die Geduld. Am 14. Februar 
1663 wurde ein Soldat, namens Ob- 
stroffsky im Markte durch einen gewis¬ 
sen Martin Karl erstochen und 10 Jahre 
später, am 14. Juni ein Dragoner „un¬ 
verhoffter Weis" erschossen. 
 
Womöglich noch schlimmer wurde 
es in der Zeit des spanischen Erbfolge- 
krieges (1701—1714), in dem Oesterreich 
nicht allein von entfernteren Feinden, 
sondern auch vom benachbarten Bayern 
bekämpft wurde. Darum wurde die 
Grenze gegen Bayern gesperrt, die Feinden, 
ausfuhr dahin verboten, bei Nebelberg 
und Oberkappel wurden Schanzen er¬ 
richtet und die Bewohner der Grenz- 
pfarreien wiederholt zur Grenzwacht auf- 
geboten. Die Pfarrei Putzleinsdorf 
mußte schließlich 15 Mann stellen, zu 
ihrer Einübung kam 1704 eigens ein 
Korporal nach Putzleinsdorf. Jeder 
geworbene Soldat bekam 15 fl. Hand¬ 
geld. Auch Durchzüge von Truppen wa¬ 
ren damals keine Seltenheit, Paßrei- 
ter (berittene Grenzsoldaten) sah man 
ebenso wie blessierte oder kranke Sol- 
daten. Ueber die einquartierten Sol¬ 
daten hörte man wieder bittere Klagen, 
weil sie sich „widerwärtig benehmen." 
Bei ihrem Abzug mußten die Bauern 
ihnen „die Pogaschi" (das Gepäck) nach¬ 
führen, einmal bis Ottensheim.
	        
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