Volltext: Die Schulsprengel des Bezirkes Perg


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Seine Frau Anna verließ, nachdem sie in Pragstein eine sehr 
schwere Krankheit durchgemacht hatte, das Schloß und begab sich, 
da sie nirgends mehr eine Spur von ihren Eltern und ihrem Manne 
fand, zu ihrem Verwandten Aschauer, der in Linz Wirt war. Hier 
gebar sie einen Knaben, der Johann getauft wurde. 
Der alte Müller selber wurde in jener verhängnisvollen Nacht 
nicht tödlich getroffen, da die Lederkappe die Wucht des Hiebes 
dämpfte. Einige Zeit lag er besinnungslos am Boden; als er die 
Hitze des Feuers verspürte, kam er zu sich und kroch durch das 
offenstehende Zimmerfenster mühsam ins Freie. Ihm war das 
Vorgefallene begreiflich und er erkannte in diesem unsagbaren 
Unglücke die Rache des Rentschreibers. Da er nirgends mehr eine 
Spur von seinen Lieben fand, so ergab er sich getrost in den Willen 
Gottes und beschloß, als Klausner sein Leben ganz Gott zu weihen. 
Im Hartlerholz erbaute er sich eine Einsiedelei. 
Seither waren 22 Jahre vorgangen, ohne daß eins vom anderen 
etwas wüste. 
Im Jahre 1626 zur Zeit der Bauernkriege kam ein verwun¬ 
deter junger Krieger, der auf Seite Herbersdorfs gegen die Bauern 
kämpfte, zur Mühle am Polsenzbache; entkräftet fiel er vor dem 
Hause in eine Ohnmacht, Der Müller hatte gerade bei der Wehre 
etwas zu tun, als er Klagerufe hörte. Er ging dieser Stelle zu 
und fand den Krieger; er nahm ihn zu sich und pflegte ihn. 
Sonderbarerweise fühlte sich der Müller zu dem jungen Krieger 
hingezogen, er fragte ihn um seinen Namen und den Stand der Eltern. 
Der Soldat sah den Müller verwundert an und sagte: „Mein Vater 
hieß Josef Freller, er ist nicht mehr am Leben, meine Mutter heißt 
Anna; sie war in einer Mühle bei Schwertberg, jetzt ist sie in Linz". 
„Mein Sohn, mein Sohn", schrie der Müller auf und fiel dem 
Soldaten um den Hals und drückte ihn an seine Brust, „o mein 
lieber Sohn, ich bin dein Vater". Der Soldat war ganz erstaunt, 
Nun erzählte der Müller seine Leidensgeschichte, daß er diese 
Mühle, nachdem er einige Zeit als Bursche gearbeitet hatte, käuf¬ 
lich erworben habe. Gleich verkaufte er die Mühle und zog mit 
mit seinem Sohne nach Linz, wo er seine Gattin glücklich antraf. 
Groß war die Freude des Wiedersehens, nachdem man schon so 
Jahre lange getrennt war. In fast stummen Entzücken lagen sich die 
lange getrennten und gegenseitig totgeglaubten und nun wieder 
gefundenen Ehegatten in den Armen und benetzten sich mit 
Freudentränen. 
Ein Jahr war wieder vergangen. Der Müller war diese Zeit 
hindurch mit seiner Frau und seinem Sohne in Linz geblieben. 
Während dieser Zeit war der Bauernaufstand unterdrückt worden, 
Ruhe und Ordnung war wieder hergestellt, Freiler dachte daran, 
sich wieder um ein selbständiges Geschäft umzuschauen. Dazu 
schien ihm jetzt die Mühle in Josefstal, die noch eine Brandstätte 
war, geeignet. Er nahm sich einen Baumeister von Linz mit. Die 
Mühle sollte wieder neu aufgebaut werden. Beim Wegräumen des
	        
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