Volltext: Beschreibung der Pfarre und Gemeinde Hohenzell bei Ried im Innkreis und deren Umgebungen

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Brcmnauer Schaffet Getreide, welcher sonst 8 Gulden höch¬ 
stens 15 Gulden gekostet hatte, wurde ui» 50 bis 60 Gul¬ 
den verkauft und dieser Preis hielt sich bis zur nächsten 
Ernte, weil wegen Unterlassung des Anbaues nur wenig 
ginntet werden konnte. Dazu kam die ganz ungewöhnliche 
Ritterling des Sommers, da sich durch volle zwei Mouate 
der Regen fast unausgesetzt in Strömen ergoß, wodurch 
die Feldfiüchie und das Futter zum Großtheile verdarben. 
Folge dessen gesellten sich zn der Huugersuoth Krank¬ 
heiten der Menschen und Thiere, bis endlich die furchtbare 
Seuche, die eigentliche Pest erfolgte, welche vom Anfange 
bis zum Schlüsse des Jahres 1649 ihre Geisel schwang, 
Furcht, Trauer, Elend und vielfältige andere Leiden 
verursachte. 
Bei de» Angesteckten zeigten sich Beule», Flecke«, 
Petechien. Arme Fremde, welche von der Krankheit befallen 
waren, wurden in keine Stadt, in keinen Markt mehr einge¬ 
lassen, in kein Hans mehr ausgenommen; von aller mensch¬ 
lichen Hilfe entblößt mußten diese Unglückliche» unter freiem 
Himmel, au de» Zäunen ihre Seele aushauchen und wur¬ 
den aii^ der Stelle, wo sie gestorben, in die Erde verscharrt. 
In Brannan, Schärding, Ried starben täglich mehrere 
Personen; das ganze Jnthal wurde menschenleer, so daß mau 
weit und breit umher keine Glocke nicht läuten hörte; der 
Gottesdienst hörte um Astätt, Weng, Subcu. Ried und 
Hohenzell gänzlich ans. 
Im letzteren Orte wurden die vou der Pest Dahin¬ 
gerafften in dem außer der Dorfflur bei Rieder- Tau« 
gelegenen Grunde eingescharrt; noch vor wenigen Decennien 
war dieser sogenannte „Pcstfreilhos" oder „alte Gottes¬ 
acker" noch eingefriedet und mit eine». Kreuze versehen. 
Dorthin wurden auch im Pestjahre 1713 die au der Seuche 
Verstorbenen beerdiget. 
Die Gräuel des Bayern und Deutschland gründlich 
verheerenden 30jährigen, oder Schweden-Krieges, der sich 
bis heute noch in einem schauernden Andenken erhalten hat,
	        
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