Volltext: Beschreibung der Pfarre und Gemeinde Hohenzell bei Ried im Innkreis und deren Umgebungen

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in Schärding befindlichen Besatzungstruppen erfuhren, zogen 
sie gleichsfalls dahin und nicht eher wieder ab, als bis 
ihnen die Nieder eine gleiche Summe erlegt hatten. 
Anch der Tod des Pfalzgrafen Ruprecht brachte 
feine Aenderung in die Kriegsscene; im Gegentheile, die 
pfälzischen Truppen wurden nur zügelloser und bezeichneten 
als wahre Räuber und Mordbrenner ihre Züge mit dem 
Flammenschein der von ihnen in Brand gesteckten Ortschaften. 
Im Monate November waren, durch die pfälzische» 
Mordbrenner auch die Orte Zell an derPram und Hohen¬ 
zell in Rauch aufgegangen?) 
Den Gräueln dieses zwar einjährigen, aber Nieder¬ 
bayern gründlich verwüstenden, Krieges machte der eiubrecheude 
Winter des Jahres 1505 ein Ende?) 
Die Lehre Luthers, unter der Devise: „Kraft, 
Licht und Freiheit" durchzuckte mehr oder weniger 
auch die Gemüther der Jn-Bayern; besonders wurde das 
verhäugnißvolleWort: Freiheit von den unterenVolfs- 
flasseu vielfach mißdeutet. Doch die H'erzoge von Bayern 
hatten sich entschlossen, der neuen Lehre seinen Eingang in 
ihre Lande zn gestatten, wohl aber einige Reformen vorzu¬ 
nehmen. Sie verfuhren mit aller Strenge gegen die An¬ 
hänger der neuen Lehre und ahndeten jeden Abfall vom 
alten Glauben an Leib und Gut. 
Ungeachtet aller Anordnungen, sonnte es doch nicht 
verhindert werden, daß nicht der Adel auf den Schlössern 
und viele der Bürger in Städten und Märften, wenn 
gerade nicht öffentlich, Anhänger der lutherischen Lehre 
waren. Vorzüglich waren es viele Geistliche, die glaubeus- 
nneinig und glaubeusuntreu geworden und die das Cölibat- 
gesetz abschütteln wollten, die darum durch ihren Wandel 
1) Andr. Oefele scriptores rerum boicarum I. T. S. 125a. 
2) Hinsichtlich der ausführlicheren Schilderung dieses Krieges 
verweise ich auf meine Geschichte „von Schärding", S. 93—107.
	        
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