Volltext: Deutschland in Ketten

Erfolg der Franzosen verhindert werden, wenn man mit 
den fänden in der Tasche zuschaut, wie sie täglich mehr 
Eisenbahnzüge in Betrieb setzen, täglich mehr Tonnen 
Rohlen abfahren- Beginnt nicht schon die Bevölkerung an 
Rhein und Ruhr gegenüber dem Kampfeswillen der Re 
gierung mißtrauisch zu werden- werden die Regiezüge 
nicht an jedem Tage stärker benutzt, weil die Leute sich 
sagen, es hat doch keinen Zweck, es geht ja doch schief, morgen 
oder übermorgen werden wir uns beugen müssen- Ist es 
nicht auf die Dauer ein Widersinn, den Rampf zu predigen 
und gleichzeitig die t^ärtbc in die Tasche zu stecken- 
Auch in dieser Frage zeigt sich schon der Zwiespalt in 
der Haltung der Regierung, „wir dürfen nichts tun, was 
die Lage der Bevölkerung an Rhein und Ruhr verschlim 
mert und was unsere Verhandlungsgrundlage verschlech 
tert." Die ängstliche Sorge um die Durchhaltefähigkeit der 
Bevölkerung und der vorsorgliche Blick auf zukünftige 
Verhandlungen lähmen schon den Rampfeswillen. Die 
presse der Linken entrüstet sich offen über den „nationa 
listischen Rummel" und den „hirnverbrannten Unsinn" 
eines aktiven Widerstandes. Die Mitte warnt vor „Un 
besonnenheiten". Die Reichsregierung selbst rückt in einer 
Antwort aus einen Schritt des Papstes deutlich von allen 
solchen Versuchen ab und erklärt, sie sei mit dem heiligen 
Stuhl darüber einig, „jede verbrecherische Gewaltanwen 
dung" zu verurteilen. 
Frankreich kann beruhigt sein. Aus der Verzweiflung 
des mißhandelten Volkes an Rhein und Ruhr wird kein 
irischer Freiheitskampf entstehn. 
Ä- 
Aber wie soll es weitergehen- Ist es schon so weit, daß 
man die Rnie beugen muß, um das Schlimmste zu ver 
meiden- Ist es nicht besser, heute die Rnie zu beugen, als 
morgen ganz auf die Erde zu müssen- Die Stimmen, die 
für den Abbruch sprechen, übertönen jetzt beinahe schon die 
Stimmen der anderen. 
Neue Hoffnung weckt im Iuli eine Reutermeldung aus 
London, wonach die englische Regierung sich jegliche Hand-
	        
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