Volltext: Ober-St. Veit

In diesem Jahr wurde auch der schöne Park angelegt, an dessen Pracht nur 
mehr ein sehr stimmungsvoller Teich und die schönen Durchblicke auf Kirche 
und Schloß erinnern. 
Das Äußere ist einfach, mit hohem Sockel, mächtigen rundbogigen Toren 
und schlichten Fenstern mit Jalousien. Ästhetisch außerordentlich schön ist der 
Winkel zwischen Schloß und Kirche mit der Stiege zu dieser. Der stille, durch 
seine Einfachheit um so monumentalere Hof verseht uns nach Italien?) Seine 
Ostseite enthält auf fünf prismatischen Pfeilern eine schwere Arkade mit grat¬ 
gewölbter Decke. An der Gegenwand eine Sonnenuhr, zu deren Füßen exotische 
Gewächse und ein vornehmer Blick durch das schöne schmiedeeiserne Tor der 
Westseite in das helle Grün des Parkes. Die ebenerdigen Zimmer dieses Teiles 
enthalten sehr interessante Fresken des tüchtigen Malers Johann Bergl «ge¬ 
boren 1718 in Königshof, gestorben 1789 in Wien; Hauptwerke: Fresken im 
Stift Melk, Augustinersaal der Nationalbibliothek, in den Kirchen Klein-Maria¬ 
zell, Maria-Dreieichen, Säusenstein und im Schloß Pielach). Diese Fresken hier 
zeigen exotische Meerlandschaften, üppige Parks mit Gewächsen der südlichen 
Zonen, alles mit wilden Tieren und verschiedenen Szenen staffiert und durch 
Früchte und Vögel belebt. Auch der Gang auf der Ostseite des zweiten Stockes 
enthält bemerkenswerte Fresken aus der Mitte des XVIII. Jahrhunderts, 
von Bologna beeinflußt. Über einem gemalten Sockel erheben sich gemaltes 
Pilasterwerk und Hermen, dazwischen kauern kräftige nackte Figuren, deren über¬ 
triebenes Muskelspiel auf den Stammvater dieser Art Darstellung, Michelangelo, 
weisen. Auch die Decke ist durch Scheinarchitektur gegliedert, in den Feldern 
zeigen sich allegorische Szenen, wie die Apotheose eines Helden, Bacchus mit 
Gefolge, Apollo usw. 
Das sogenannte gotische Zimmer enthält den berühmten Flügelaltar aus 
der Zeit Dürers, nach den Skizzen des Meisters von seinem tüchtigen Schüler 
Hans Schäufelin ungefähr 1508 gemalt. Cs ist ein großartiges Werk, ergreifend 
durch die vertiefte Darstellung und durch die Glut seiner Farben. Die Flügeln 
enthalten außen: Christus erscheint der Magdalena und die Kreuztragung, 
innen: die Figuren des hl. Sebastian und des hl. Rochus mit dem Wappen 
des Kurfürsten Friedrich August von Sachsen. Das Mittelbild führt in hin¬ 
reißender dramatischer Darstellung in einer ganz modernen Landschaft die Kreuzi¬ 
gung des Herrn bor. Trotz der vielen Figuren ist dieses Mittelbild von 
straffster Komposition, der Blick wird mit zwingender Gewalt auf die traurig¬ 
erhabene Szene der Kreuzigung im Hintergrund gelegt; bemerkenswert die 
Erscheinungen in der Atmosphäre und die meisterliche Durchbildung jeder Einzelheit. 
i) Der Baumelster scheint derselbe gewesen zu seln, welcher um 1638 das erzblschöfllche 
Palals in der Notenturmstraße erbaute. 
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