Volltext: Das Weltkriegsende

Politisches Zwischenspiel 
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Fall gewesen. Wörtlich heißt es dort: „Den Feind da zu schlagen, 
da empfindlich zu treffen, wo dazu die beste Aussicht bestand, das 
war das mitgeteilte Leitmotiv. Davon, daß auch nur allmählich 
daran zu gehen sei, an einen Friedensschluß zu denken, war von 
seiten der O.H.L. mit keinem Worte die Rede, weder von Luden¬ 
dorff noch auch von Hindenburg. Es sind auch keinerlei dahinzielende 
Äußerungen getan worden. Ebensowenig wurden die leisesten mili¬ 
tärischen Bedenken geäußert, als habe die Fortsetzung der Offensive 
keinen Wert mehr. Im Gegenteil. Man mußte unter dem Ein¬ 
drücke stehen, der erste Akt derselben sei soeben abgelaufen, nun 
stehe man in der Pause vor dem nächsten Akt, der das bisher Ge¬ 
spielte an anderer Stelle, mit anderen Mitteln wiederholen werde... 
Die Frage eines Friedensschlusses — zu dem übrigens immer noch 
zwei Parteien gehört haben — war mit keinem Worte gestreift wor¬ 
den. Mit dem Gefühl, über die militärische Lage an allen Fronten 
eingehend und offen unterrichtet worden zu sein, haben mein Vater 
und ich das Generalstabsgebäude verlassen." (Ein Jahr in der Reichs¬ 
kanzlei, S. 103 ff.) 
Tags darauf, am 12. Mai, traf der österreichische Kaiser zu 
seinem „Canossagange" ein. Das Bündnis mit Österreich-Ungarn, 
das durch die heimlichen Verhandlungen des Kaisers Karl mit Frank¬ 
reich — Sixtus-Affäre — einen schweren Stoß erhalten hatte, wurde 
durch neue Abmachungen befestigt. Man einigte sich auch auf einen 
sogenannten Waffenbund, der von den führenden Männern der 
beiden Heeresleitungen unterschrieben wurde. Am 13. Mai traf 
König Ludwig III. von Bayern zum Besuch in Spa ein. Er empfing 
dort ernste Eindrücke, über die er sich tags darauf mit seinem Sohne, 
dem Kronprinzen Rupprecht, aussprach. In seinem Kriegstagebuchs 
vermerkte Kronprinz Rupprecht hierüber: „Im Gegensatz zu früher 
sieht mein Vater nun ein, daß Anlaß zu ernsten Besorgnissen be¬ 
steht, und daß Ludendorfss Kriegsziele nicht fest umschrieben sind. 
Eie wechseln je nach der militärischen Lage. Gewiß muß diese von 
der Leitung der äußeren Politik in Rechnung gezogen werden, sie 
darf aber die Politik nicht bestimmen und in ihrem Kurse beirren." 
(Bd. II, S. 398.) 
Am 14. Mai kehrte der Reichskanzler mit seinem Gefolge nach 
Berlin zurück. 
Die dritte deutsche Offensive. 
Im Großen Hauptquartier wurden nunmehr alle Vorbereitun¬ 
gen für die dritte große Offensive getroffen. „Wir müssen 
versuchen", so kennzeichnete der Chef der Operationsabteilung, 
Oberstleutnant Wetzell, den Grundgedanken der kommenden Kämpfe, 
Schwertfeger, Das Weltkriegsende 
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