Volltext: Das Weltkriegsende

Die Große Schlacht in Frankreich 
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bereitungen, immer erneute Schulung der Truppen, Eingewöhnung 
des jungen Nachersatzes und der von anderen Fronten herangezoge¬ 
nen Verbände waren die Voraussetzung des Gelingens. Trotz aller 
Bemühungen blieben aber auf dem wichtigen Gebiete der Ernäh¬ 
rung und Bekleidung bei der deutschen Angriffsarmee Lücken, die 
selbst durch den besten Willen nicht auszufüllen waren. Das Be¬ 
denklichste waren der Mangel an Tanks und an Flugzeugen und 
das bevorstehende Einrücken der Amerikaner in die Front der 
Alliierten, während in Deutschland bereits auf die Neunzehnjähri¬ 
gen zurückgegriffen werden mußte. 
Man hat der O.H.L. gelegentlich vorgeworfen, gerade 1918 
mit ihrem Willen zur militärischen Lösung der Entscheidung die 
oberste Reichsleitung vergewaltigt zu haben. Dieser Vorwurf ist 
durchaus unberechtigt. Reichskanzler Graf Hertling ließ die O.H.L. 
nicht nur gewähren, sondern teilte ihre Auffassung, wonach nur 
ein entscheidender Sieg Deutschland den Frieden verschaffen konnte. 
Nicht Sache der Militärs war es, die Frage zu prüfen, wie Deutsch¬ 
land aus dem Kriege wieder herauskommen sollte. Ihre Sache war 
es, den Krieg zu führen und womöglich zu gewinnen. Ob die Früh¬ 
jahrsoffensive 1918 politisch möglich war, und ob sie daher über¬ 
haupt gemacht werden durfte, das unterlag nicht ihrer Entscheidung. 
Wenn sie ihrerseits die Hoffnung vertraten, zu einem „durchschla¬ 
genden Erfolge" zu kommen, so war das militärisch richtig gedacht. 
Nur eine überlegene politische Leitung wäre in der Lage gewesen, 
andere Wege zu weisen und vielleicht die kommende Offensive nur 
als Hauptdruckmittel für Friedensverhandlungen auszunutzen. Das 
ist deutscherseits nicht geschehen. Die oberste Reichsleitung stand 
neben und hinter der O.H.L. Die ganz außerordentlich schwierige 
Lage Deutschlands mußte ihr aber ohne weiteres klar sein, auch 
wenn die Männer der Heerführung sich über die kommende Offen¬ 
sive zuversichtlich äußerten. Es bedeutet eine völlige Verkennung 
der soldatischen Geistesrichtung, wenn man fordern wollte, daß die 
führenden Militärs immer hauptsächlich auf die Schwierigkeiten der 
Lage hätten hinweisen sollen. Mut und Zuversicht gehören zu den 
berufsnotwendigen Eigenschaften des Soldaten, und niemand durfte 
nach so ungeheuren Leistungen im Felde von den Heerführern er¬ 
warten, daß sie immer nur die Kehrseite der Medaille zeigten. Diese 
zu berücksichtigen, war Sache der Politik. 
Jetzt hatten die Waffen das Wort. 
Am 21. März 1918 begann bei den Heeresgruppen Kronprinz 
Rupprecht und Deutscher Kronprinz zwischen Scarpe und Oise die 
auf einen Durchbruch der feindlichen Front und eine Aufrollung der 
englischen Stellungen durch Vorgehen in nordwestlicher Richtung
	        
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