Volltext: Das Weltkriegsende

56 Die rein militärische oberste Kriegsleitung 
sicht mehr, den Krieg siegreich zu beenden. Das Wesentlichste, wor¬ 
auf es dann ankam, war vollste und rücksichtsloseste Klarheit über die 
wahre Lage, denn dann galt es, die feindlichen Heere vom Vor¬ 
marsch über den Rhein abzuhalten. Hierfür wären stark ausgebaute 
rückwärtige Stellungen eine gute Vorsichtsmaßregel gewesen. Der 
rechtzeitige Ausbau einer großen zusammenhängenden Stellung in 
der Linie Antwerpen—Nomur—Sedan—Metz hätte auch eine poli¬ 
tisch sehr eindrucksvolle Maßregel darstellen können. Vor dem gan¬ 
zen Heere und Volk wäre dadurch der defensive Charakter des Ent¬ 
scheidungskampfes bekundet und der O.H.L. ein hohes Maß opera¬ 
tiver Sicherheit gegeben worden. Leider ist dieser Ausbau nicht recht¬ 
zeitig erfolgt, für den die noch im Osten stehenden, für den Kampf 
an der Westfront nicht vollwertigen Divisionen vielleicht hätten Ver¬ 
wendung finden können. 
Sollte die nunmehr beginnende Offensive den Krieg zu einem 
für Deutschland günstigen Ende bringen, so war von ihrem Beginn 
an die denkbar engste Fühlung zwischen der Obersten Heeresleitung 
und den Männern der politischen Leitung erforderlich. Wo alles in 
so hohem Maße auf eine Karte gesetzt war, mußten die leisesten 
Schwankungen der Kriegsaussichten der politischen Leitung mitge¬ 
teilt werden, damit ja keine Gelegenheit verpaßt wurde, wo es mög¬ 
lich war, mit den Mitteln der Politik das Endziel, die Erringung 
eines möglichst vorteilhaften Friedens, in Angriff zu nehmen. Was 
zur Erreichung dieses Zweckes durch die Auswahl geeigneter Per¬ 
sönlichkeiten zur Verbindung zwischen der militärischen und politi¬ 
schen Leitung geschehen konnte, war, wie wir gesehen haben (vergl. 
S. 40/41) geschehen. 
Die Große Schlacht in Frankreich. 
Selten wohl in der Kriegsgeschichte ist ein großes militärisches 
Unternehmen in monatelanger Arbeit so gründlich vorbereitet wor¬ 
den wie die Große Schlacht in Frankreich. Man macht sich keiner 
Übertreibung schuldig, wenn man ausspricht, daß die militärischen 
Vorbereitungen der O.H.L. und sämtlicher Nachgeordneten Stellen 
in Heer und Heimat, vor allem aber auch bei den für die Kampf¬ 
handlungen bestimmten Truppen mustergültig gewesen sind. Sie 
trugen der Entwicklung der Kriegslage ebenso Rechnung wie den 
taktischen Kampfformen des modernen Materialkrieges. Mit er¬ 
schütternder Klarheit erkennen wir beim Studium der Vorbereitun¬ 
gen für die große Offensive, in welcher überaus schwierigen Lage 
sich die deutschen Heere im Westen gegenüber der mit allen moder¬ 
nen Hilfsmitteln überreich ausgestatteten Entente befunden haben. 
Organisatorische Leistung, geistige Durchdringung der Kampfvor¬
	        
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