Volltext: Das Weltkriegsende

Zur Vorgeschichte der Großen Schlacht in Frankreich 53 
reitet. In ihrer Monatsschrift „Spartakus" vom Januar 1918 ver¬ 
kündete die Liebknecht-Gruppe: „Der allgemeine Friede läßt sich ohne 
Umsturz der herrschenden Macht in Deutschland nicht erreichen. Nur 
mit der Fackel der Revolution, nur im offenen Massenkampfe um die 
politische Macht, um die Volksherrschaft und die Republik in Deutsch¬ 
land läßt sich jetzt das erneute Auflodern des Völkermordens und 
der Triumph der deutschen Annexionisten im Osten und Westen ver¬ 
hindern. Die deutschen Arbeiter sind jetzt berufen, die Botschaft der 
Revolution und des Friedens vom Osten nach dem Westen zu 
tragen." 
Auch aus Österreich kamen, wie hier vorgreifend bemerkt sei, 
immer wieder bedenkliche Nachrichten. Or. Victor Naumann berich¬ 
tete auf Grund einer Wiener Reise am 21. Februar 1918 dem 
Reichskanzler, in Österreich habe Kaiser Wilhelm jede Popularität 
eingebüßt, und General Ludendorff gelte in der Donaumonarchie 
als der bestgehaßte Mann. In der österreichischen Entwicklung liege 
eine große Gefahr für die Weiterführung des Krieges, zumal auch 
die deutsche Sozialdemokratie betont habe, wenn in den nächsten 
vier Wochen die preußische Wahlreform nicht sehr erhebliche Fort¬ 
schritte mache und man nicht den ehrlichen Friedenswunsch der Re¬ 
gierung und ihre Festigkeit gegenüber annexionistischen Plänen be¬ 
merke, so seien die deutschen Sozialdemokraten ebenso machtlos wie 
ihre österreichischen Kollegen, kommende Ereignisse aufzuhalten, ob¬ 
wohl sie deren Eintreten aus vielen Gründen auf das Äußerste be¬ 
kämpften und befürchteten. 
Die deutsche politische Reichsleitung war im Winter 1917/18 
fest davon überzeugt, daß der Krieg nur in Übereinstimmung mit der 
Sozialdemokratie weitergeführt werden könne. Ein Schreiben des 
Unterstaatssekretärs v. Radowitz vom 17. Januar 1918 betonte die¬ 
sen Gedanken und warnte davor, die sozialdemokratischen Wähler, 
besonders bei den Gewerkschaften, in die Hände der Unabhängigen 
gleiten zu lassen s. Es könnten sonst in der Heimat Streiks eintreten, 
an deren Möglichkeit die O.H.L. nicht glauben wolle. Hierzu be¬ 
merkte Radowitz: „Die Gefahr ist tatsächlich nicht vorhanden, solange 
die Sozialdemokraten im Gegensatz zu den Unabhängigen stehen. Sie 
tritt aber sofort ein, wenn die Sozialdemokraten mit den Unabhän¬ 
gigen gemeinsame Sache machen und unter dem Motto der Kriegs¬ 
verlängerung und der Parole Wahlrecht, Hunger und Frost auf die 
Massen einwirken." 
2 Die Konstituierung der „unabhängigen sozialdemokratischen Partei" war 
am 8. April 1917 erfolgt. Ihr Ziel war die internationale Verständigung unter 
Überwindung des Militarismus, während die Mehrheitssozialisten den Weiter¬ 
kampf für nötig hielten, dabei aber einen Verständigungsfrieden grundsätzlich 
bejahten.
	        
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