Volltext: Das Weltkriegsende

Rückblick und Ausblick. 
Wir stehen am Ziele unserer Betrachtung. Das gewaltige Rin¬ 
gen hatte mit der Niederzwingung Deutschlands und seiner Verbün¬ 
deten geendet. 
Dem deutschen Heere war es versagt geblieben, den Beweis da¬ 
für zu erbringen, daß wir für die Erlangung besserer Waffenstill¬ 
stands- und Friedensbedingungen noch hätten kämpfen können. 
Wenn im Herbst 1918 die Front hielt und die Heimat nicht versagte, 
wäre es für unsere Feinde an der Westfront nötig geworden, jeden 
Schritt vorwärts mit Strömen von Blut zu erkaufen. Der Entente 
konnte es aus den verschiedensten Gründen nicht gleichgültig sein, ob 
wir das Königreich Belgien, das unter dem Kriege infolge der mehr 
als vierjährigen deutschen Besetzung weniger gelitten hatte als feine 
am Kriege beteiligten Nachbarstaaten, unbeschädigt herausgaben. 
Andernfalls hätten sich unsere Feinde genötigt gesehen, die deutschen 
Heere unter eigenen großen Verlusten abschnitts- und schrittweise aus 
Belgien und Nordfrankreich bis an die deutsche Reichsgrenze zurück¬ 
zudrängen und herauszuschießen, wobei das ganze Gebiet allmählich 
dem Trichterfelde der Sommeschlacht angenähert werden mußte. Vom 
Standpunkte der Gegenseite war es ein Widersinn, wenn unsere 
Gegner zu einer Zeit, wo sie bereits einen Waffenstillstand haben 
konnten, täglich neue Blutopfer brachten mit dem einzigen Ergebnis, 
daß beträchtliche Teile der friedlichen Bevölkerung ihres eigenen Lan¬ 
des mit ihrem Leben und ihrer Habe für die Hinausschiebung des 
Abschlusses der Kämpfe büßen mußten. 
Für die deutschen Heere war, solange noch gekämpft wurde, das 
Ausharren in der Abwehrzone das dringendste, das einzige militä¬ 
rische Gebot der Stunde. Jedem Einzelnen, vom Führer bis hinab 
zum Schützengrabenkämpfer und bis zu den jetzt immer wichtiger 
werdenden Organen des Etappendienstes mußte es klar sein, daß es 
nunmehr um Deutschlands ganze Zukunft ging, daß die Bedingun¬ 
gen des erstrebten Waffenstillstandes und Friedens in entscheidendem 
Maße davon abhingen, daß und wie unsere Westfront hielt. Dieser 
Grundgedanke mußte dem Bewußtsein jedes Einzelnen täglich und 
stündlich eingehämmert werden. Welcher Parteirichtung, welchem 
Berufe der Einzelne angehörte, das alles war völlig gleichgültig: 
ganz Deutschland kämpfte, vorn wie in der Heimat, nur für einen 
baldigen guten Frieden. Jede Schwäche aber war ein Verbrechen an 
der Zukunft des deutschen Volkes. 
Der Winter stand nahe bevor. Unsere Hauptgegner, England, 
Frankreich und Belgien, hatten alle Veranlassung, auch ihrerseits die 
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