Volltext: Das Weltkriegsende

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Die rein politische Kriegsleitung 
der „sogenannte Begriff der Freiheit der Meere" und die Frage der 
Wiederherstellung der besetzten Gebiete. Deutschland sollte diese Ge¬ 
biete nicht nur räumen, sondern „für allen durch seine Angriffe zu 
Wasser und zu Lande und in der Luft der Zivilbevölkerung der Alliier¬ 
ten und ihrem Eigentum zugefügten Schaden Ersatz leisten." Die 
Note endete mit der Mitteilung, Marschall Fach sei ermächtigt, ge¬ 
hörig beglaubigte Vertreter der deutschen Regierung zu empfangen 
und sie von den Waffenstillstandsbedingungen in Kenntnis 
zu setzen. 
Gerade dieser letzte Satz wurde in Berlin als Beweis dafür auf¬ 
gefaßt, daß die schlimmsten Bedingungen zu gewärtigen seien. Im¬ 
merhin war doch nun damit zu rechnen, daß Wilson, falls er zu sei¬ 
nen Worten stand, für die Erfüllung seines Programms kämpfen 
würde. Der Reichskanzler ernannte noch am 6. November abends 
auf Vorschlag des Generals Groener Erzberger zum Mitglied der 
Waffenstillstandskommission. Er sollte noch am gleichen Abend mit 
General v. Eündell", dem Gesandten Graf Oberndorfs, dem Gene¬ 
ralmajor v. Winterfeldt und dem Kapitän z. S. Vanselow nach Spa 
abreisen. Am 7. November enthielten die Zeitungen diese Nachricht. 
Danach konnte auf die ersten Besprechungen mit der Gegenseite viel¬ 
leicht am 8. November gerechnet werden. Die Möglichkeit einer 
Waffenruhe rückte damit näher und konnte, wie man hoffte, zur Be¬ 
ruhigung der Massen beitragen. 
Unglücklicherweise hat die Mehrheitssozialdemokratie unter ihren 
Führern Ebert und Scheidemann damals damit gerechnet, daß die 
Waffenstillstandsverhandlungen am 8. November abgeschlossen sein 
könnten. Am 7. November nachmittags erschienen Scheidemann und 
Ebert beim Reichskanzler und überbrachten ihm ein Ultimatum ihrer 
Partei. Darin wurde der Rücktritt des Kaisers und des Kronprinzen 
bis Freitag mittag — 8. November — gefordert. Sie erklärten, der 
Kaiser müsse sofort abdanken, sonst komme die Revolution. Dem 
Reichskanzler hatte Ebert schon früher erklärt, daß er die Revolution 
nicht wolle, sondern daß er sie hasse wie die Sünde. 
Prinz Max erkannte, daß alle seine Bemühungen in der Kaiser¬ 
frage und damit die Grundlagen seiner Kanzlerschaft nunmehr zer¬ 
brochen seien. Seine Absicht, sich noch am 7. November zu einer ent¬ 
scheidenden Aussprache mit dem Kaiser nach Spa zu begeben, gab er 
auf und richtete ein Entlassungsgesuch an den Kaiser, in dem es hieß, 
er könne es weder zulassen, daß auf den Kaiser in der Frage der 
Thronentsagung ein Druck ausgeübt werde, noch würde er sich bei der 
Beratung des Kaisers selbst einen Druck gefallen lassen. Jetzt for¬ 
dere die sozialdemokratische Partei den Rücktritt des Monarchen ois 
17 General v. Eündell trat von diesem Aufträge zurück.
	        
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