Volltext: Das Weltkriegsende

Me Kaiserfrage 
181 
abdankungsfrage erklärte er wörtlich: „Ebenso hat mich der General¬ 
feldmarschall beauftragt, in der Frage der Abdankung des Kaisers 
wörtlich zu erklären, daß er sich für einen Schuft hielte, wenn er den 
Kaiser verlassen würde, und so, meine Herren, denke ich und alle ehr¬ 
liebenden Soldaten. Wie sollen die Tausende und Abertausende von 
tapferen Offizieren und Soldaten den Entschluß zum Opfertode fin¬ 
den, wenn in ihre Herzen und Gewissen der Zwiespalt hineingetrie¬ 
ben wird? Wovon man in der Heimat keine Ahnung zu haben scheint, 
das ist die Psychologie des Heeres, das sind die Imponderabilien, auf 
denen der Gehorsam ruht. Hört die Hetze gegen den Kaiser nicht auf, 
so ist das Schicksal des Heeres besiegelt, es läuft auseinander. In der 
nach der Heimat zurückströmenden Soldateska bricht die menschliche 
Bestie hervor." Dieser seiner Auffassung, daß eine Thronentsagung 
des Kaisers nicht in Frage kommen dürfe, ist General Groener, der 
erst am 6. November nachmittags nach Spa zurückreiste, allen Vor¬ 
stellungen zum Trotz treu geblieben. 
Inzwischen waren noch weitere Versuche gemacht worden und 
zwar am 3. November durch Sols und den Chef des givilkabinetts, 
C. v. Delbrück, den Kaiser zur Rückreise nach Berlin zu bewegen, 
„weil nach Lage der Verhältnisse in Verbindung mit den Waffenstill¬ 
standsverhandlungen eine Regierungskrisis sehr wahrscheinlich ist, 
die ohne Euerer Majestät Anwesenheit nicht mit der nötigen Schnel¬ 
ligkeit gelöst werden könnte." Darauf ließ der Kaiser am 5. Novem¬ 
ber antworten, daß die Waffenstillstandsbedingungen vielleicht noch 
längere Zeit auf sich warten lasten würden. Die Neigung des Kaisers 
zur Rückkehr sei jetzt gering, telegraphierte Frhr. v. Grünau, und es 
scheine zur Stärkung der Widerstandskraft der Armee und zur wei¬ 
teren erfolgreichen Abwehr unerläßlich, daß der Kaiser die verschie¬ 
denen Frontteile der Reihe nach besuche. 
In Kiel hatte inzwischen der dorthin entsandte Reichstagsabge¬ 
ordnete Roske die Ruhe einigermaßen wiederhergestellt. Unter den 
Forderungen der Matrosen stand die Abdankung des Kaisers an 
vorderster Stelle. 
Die vierte Note Wilsons. 
(Der Vorfriedensvertrag vom 5. November 1918.) 
In der Nacht vom 6./7. November ging endlich die entscheidende 
vierte Note Wilsons, wiederum unterzeichnet von Robert 
Lansing, in Berlin ein, die in der Feststellung gipfelte, daß die alliier¬ 
ten Regierungen zum Friedensschlüsse mit der deutschen Regierung 
auf Grund der Friedensbedingungen, „die in der Ansprache des Prä¬ 
sidenten an den Kongreß vom 8. Januar 1918, sowie der Grundsätze, 
die in seinen späteren Ansprachen niedergelegt sind", bereit seien. Nur 
zwei Programmpunkte Wilsons waren ausdrücklich ausgenommen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.