Volltext: Das Weltkriegsende

169 
Wilsons dritte Note 
Aus diesen Vorgängen und aus einem Armeebefehl vom 24. Ok¬ 
tober abends, der bereits zu der dritten Wilsonnote Stellung nahm, 
entwickelte sich nun der Schlußakt des Ringens um die politische und 
militärische Zuständigkeit, das mit der Entlassung des Generals Lu¬ 
dendorff aus seiner Stellung als Erster Generalquartiermeister 
endete. 
Der zur Bekanntgabe an alle Truppen bestimmte Armeebefehl 
(Amtliche Urkunden zur Vorgeschichte des Waffenstillstandes 1918, 
Nr. 76 K) beschäftigte sich bereits mit der Note Wilsons vom 23. Ok¬ 
tober und lautete: 
„Wilson sagt in seiner Antwort, er wolle seinen Bundesge¬ 
nossen vorschlagen, in Waffenstillstandsverhandlungen einzutreten. 
Der Waffenstillstand müsse aber Deutschland militärisch so wehr¬ 
los machen, daß es die Waffen nicht mehr aufnehmen könne. Uber 
einen Frieden würde er mit Deutschland nur verhandeln, wenn 
dieses sich den Forderungen der Verbündeten in bezug auf seine 
innere Gestaltung völlig füge; andernfalls gebe es nur die bedin¬ 
gungslose Unterwerfung. 
„Die Antwort Wilsons fordert die militärische Kapitulation. 
Sie ist deshalb für uns Soldaten unannehmbar. Sie ist der Be¬ 
weis, daß der Vernichtungswille unserer Feinde, der 1914 den 
Krieg entfesselte, unvermindert fortbesteht. Sie ist ferner der Be¬ 
weis, daß unsere Feinde das Wort „Rechtsfrieden" nur im Munde 
führen, um uns zu täuschen und unsere Widerstandskraft zu bre¬ 
chen. Wilsons Antwort kann daher für uns Soldaten nur die 
Aufforderung sein, den Widerstand mit äußersten Kräften fortzu¬ 
setzen. Wenn die Feinde erkennen werden, daß die deutsche Front 
mit allen Opfern nicht zu durchbrechen ist, werden sie zu einem 
Frieden bereit sein, der Deutschlands Zukunft gerade für die brei¬ 
ten Schichten des Volkes sichert. 
Im Felde, den 24. Oktober, abends 10 Uhr. 
gez. v. Hindenburg." 
Dieses Telegramm, das zweifellos eine hohe politische Bedeu¬ 
tung besaß und den Entscheidungen der Reichsregierung Vorgriff, 
wurde dieser erst dadurch bekannt, daß es in einer Besprechung des 
Kriegspresseamts am 25. Oktober den Pressevertretern mitgeteilt 
wurde. Als am 25. Oktober mittags festgestellt wurde, daß der In¬ 
halt des Armeebefehls der Auffassung der Reichsleitung nicht ent¬ 
sprach, wurden die an die Armee-Oberkommandos gerichteten Tele¬ 
gramme angehalten. Hindenburg und Ludendorff hatten sich bereits
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.