Volltext: Das Weltkriegsende

Der 3. Oktober 
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tember noch bei den späteren Erörterungen, den Heerführern die 
Größe der Verantwortung vor Augen gestellt. Dies geschah nunmehr 
am 3. Oktober vormittags in einem Gespräch unter vier Augen, das 
Prinz Max mit dem Feldmarschall v. Hindenburg herbeiführte. Er 
hatte seine Bedenken in einer „Verbalnote" zusammengefaßt, die er 
dem Feldmarschall vorlas. Ihr Inhalt war, daß der Prinz ein sofor¬ 
tiges Waffenstillstandsangebot für unwirksam und schädlich hielt, da 
es in der ganzen Welt als das Eingeständnis der deutschen Niederlage 
wirken müsse und den Chauvinismus in Feindesland vielleicht so 
stärken könne, daß Wilson dagegen machtlos wurde. Auch stand zu 
befürchten, daß die ganze friedensfördernde Wirkung der neuen Re¬ 
gierungsbildung unter der Sensation des Waffenstillstandsangebotes 
verloren ging. Prinz Max wollte ein genaues Kriegszielprogramm in 
„enger, aber nicht würdeloser Anlehnung" an die Wilsonpunkte ver¬ 
künden und alle kriegführenden Mächte auffordern, auf dieser 
Grundlage zu verhandeln. Diese Aufforderung sollte durch eine Rede, 
die er in seiner Eigenschaft als neuer Reichskanzler zu halten gedachte, 
erfolgen, wobei er die psychologische Wirkung des deutschen Angebots 
besser abstimmen konnte als in einer diplomatischen Note. 
Die dem Feldmarschall vorgelesene Erklärung schloß mit den 
Worten: „Nur unter einer Voraussetzung bin ich bereit, mich für ein 
sofortiges Absenden einer Note, aber allerdings nicht an Wilson, son¬ 
dern an sämtliche Feinde, zu erklären: nämlich für den Fall, daß die 
O.H.L. schriftlich erklärt, — so daß ich imstande bin, diese Mitteilung 
heute im Kabinett, später öffentlich weiterzugeben, — daß die mili¬ 
tärische Lage an der Westfront eine Verzögerung der Absendung der 
Note bis zu meiner Rede oder richtiger bis zum Eintreffen der Über¬ 
mittlung der Rede am Sonnabend (5. Oktober 1918) an die Feinde 
nicht mehr erträgt. Hierbei ist aber seitens der O.H.L. nur über die 
militärische Lage ein Urteil abzugeben; die Frage, welcher Schritt 
wirksamer ist, ob öffentliche Rede oder Note von Regierung zu Re¬ 
gierung, ist nicht Sache des militärischen Gutachtens." 
Die Antwort auf diese Verbalnote erhielt Prinz Max in einem 
Briefe des Generalfeldmarschalls vom 3. Oktober. Sie war nach vor¬ 
heriger telephonischer Rücksprache mit General Ludendorff entstanden 
und wird des besseren Zusammenhanges wegen weiter unten bei Be¬ 
antwortung der Frage 3 mitgeteilt. Im Lauf des 3. Oktober waren 
nämlich dem Feldmarschall fünf Fragen zugegangen, von deren Be¬ 
antwortung Prinz Max seine weiteren Entschlüsse abhängig machen 
wollte. Auch über die anderen vier Fragen haben telephonische Be¬ 
sprechungen mit Ludendorff stattgefunden, so daß in den am 3. Okto¬ 
ber mündlich gegebenen Antworten und in der schriftlichen Beantwor¬ 
tung der Frage 3 die übereinstimmende Ansicht der beiden Heerführer 
zum Ausdruck gekommen ist.
	        
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