Volltext: Das Weltkriegsende

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Das Herbeirufen der Politik 
Baden und damit der Erbe des schönen badischen Landes hätte werden 
müssen, es erkannt, welche schweren Gefahren unserem deutschen Va¬ 
terlande drohten, falls es nicht siegreich aus dem Kampfe hervorging. 
Nach seiner Auffassung bildete der Eintritt Amerikas in den Krieg 
für Deutschland das Warnungssignal, den Kriegszustand zu beenden, 
solange wir militärisch noch ungebrochen dastanden. AIs er am 
1. Oktober, 4 Uhr nachmittags, in Berlin ankam, empfing ihn Oberst 
v. Haeften und klärte ihn über die Lage auf. Der Prinz war völlig 
überrascht. Er war in dem Gedanken nach Berlin gekommen, noch 
völlige Freiheit des politischen Handelns zu haben, und sah das Waf¬ 
fenstillstandsangebot als verhängnisvoll und überstürzt an. Jetzt ent¬ 
nahm er aus dem Telegramm der O.H.L., daß die Ausgabe des Frie¬ 
densangebotes noch in der Nacht vom 1./2. Oktober gefordert wurde, 
falls nicht bis 8 Uhr abends Sicherheit vorhanden wäre, daß er, Prinz 
Max, die Regierung bilde. 
Inzwischen waren noch zwei weitere Telegramme in Berlin 
eingegangen, die den Eindruck des Ernstes der Lage noch verstärk¬ 
ten. Das eine war vom Legationsrat Frhr. v. Lersner an das Aus¬ 
wärtige Amt gerichtet worden und enthielt den Satz: „General Lu¬ 
dendorff bat soeben Frhrn. v. Grünau und mich in Gegenwart von 
Oberst Heye, Euer Exzellenz seine dringende Bitte zu übermitteln, 
daß unser Friedensangebot sofort hinausgeht. Heute halte die Trup¬ 
pe; was morgen geschehen könne, sei nicht vorauszusehen." 
Eine Stunde später sandte der zum Kaiser befehligte Wirkliche 
Legationsrat Frhr. v. Grünau ein weiteres Telegramm an das Aus¬ 
wärtige Amt, das folgendermaßen lautete: 
„Großes Hauptquartier, den 1. Oktober 1918*° 
(abgegangen 2 Uhr nachm.) 
Dringend. Geheim. 
General Ludendorff sagte mir eben in Gegenwart von Oberst 
Heye und Lersner, Euerer Exzellenz seine dringende Bitte zu 
übermitteln, das Friedensangebot sofort hinausgehen zu lassen 
und damit nicht erst bis zur Bildung der neuen Regierung zu 
warten, die sich verzögern könne. 
Heute hielte die Truppe noch und wir seien noch in einer wür¬ 
digen Lage, es könne aber jeden Augenblick ein Durchbruch erfol¬ 
gen und dann käme unser Angebot im allerungünstigsten Moment. 
Er käme sich vor wie ein Hasardspieler, und es könnte jederzeir ir¬ 
gendwo eine Division versagen. 
20 Dieses Telegramm wird weiter unten wiederholt als das Telegramm 
vom 1. Oktober 1 Uhr 30 Nachmittags bezeichnet.
	        
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