Volltext: Das Weltkriegsende

Vom 15. August bis zum 29. September 1918 99 
Diese Worte Wilsons vom 4. Juli 1918 standen am Eingänge 
der jetzt zu schildernden Epoche, seine Rede vom 27. September 1918 
in New Jork über den Völkerbund an ihrem Ende. 
Je mehr die Kriegshandlungen fortschritten, um so stärker be¬ 
festigte sich angesichts des immer weiteren Anwachsens der gegneri¬ 
schen Kräfte und der Verstärkung ihres offensiven Vorgehens auch bei 
den Männern der O.H.L. der Gedanke, vielleicht durch Wilson einen 
Ausweg aus der immer schwieriger werdenden Lage zu finden. Von 
Clemenceau und Lloyd George, den beiden maßgebenden Staatsmän¬ 
nern Frankreichs und Englands, war, wie Ludendorff in seinen 
Kriegserinnerungen ausführt, das Schlimmste zu befürchten. „Wilson 
indes hatte seine Bedingungen oft unter Beobachtung ungewöhnlich 
feierlicher Formen genannt. Er und das von ihm vertretene Ame¬ 
rika mußten sich in ihrer Ehre gebunden fühlen. Überdies ließ das 
kriegsentscheidende Auftreten Amerikas in Frankreich, ohne das die 
Entente militärisch längst zu Boden lag, es möglich erscheinen, daß 
Wilson seine in bindendster Weise vorgetragenen Absichten gegen¬ 
über England und Frankreich auch durchsetzen werde. Hierüber mußte 
Klarheit gewonnen werden. Sollte sich die Ansicht über Wilson be¬ 
stätigen, so konnten wir seine 14 Punkte (vom 8. Januar 1918), die 
zwar hart, aber wenigstens klar umschrieben waren, als Grundlage 
von Verhandlungen annehmen; sollte aber eine Täuschung vorliegen, 
sollte der Feind den Bogen überspannen, sollten uns auch die feind¬ 
lichen militärischen Führer die Achtung versagen, die unser mann¬ 
haftes Ringen verdiente, dann mußte der Kampf weitergehen, so 
unendlich schwer es auch wurde, dann waren vielleicht Regierung 
und Volk zu heroischen Taten zu bringen, wenn sie endlich einsahen, 
um was es für Deutschland in diesem Kampf doch eigentlich ging." 
Diese Worte bilden in Ludendorffs Kriegserinnerungen (S. 581) 
die Begründung für die Forderung des Waffenstillstandes, von dem 
weiter unten (siehe S. 113 ff.) eingehend die Rede sein wird. 
Einstweilen handelte es sich um die Behauptung der Front ge¬ 
genüber der immer stärker angreifenden Entente. Eine im Großen 
Hauptquartier angefertigte Niederschrift vom 15. September 1918 
hat die Kampfhandlungen seit dem 8. August in großen Zügen ge¬ 
schildert. Danach hatte der Feind seine Angriffe nach Norden und 
Süden ausgedehnt, die Engländer zwischen Scarpe und Somme, die 
Franzosen zwischen Aisne und Oise. Hierbei war es den Fran¬ 
zosen am 18. August, den Engländern am 2. September südöstlich 
Arras gelungen, durch starken Tankeinsatz unsere Linien zurückzu¬ 
drücken. Nunmehr wurde beschlossen, in die allgemeine Linie der 
Siegfried-Stellung zurückzugehen. Ebenso wurde auf Grund der 
starken französischen und amerikanischen Angriffe zwischen Mosel 
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