Volltext: Im Reiche des Kalifen [94/95/96]

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ihre Geduld und ihre Demut und Ergebenheit. Zum Schluß 
konnten sie kaum atmen, nur Tränenströme erzählten von ihren 
namenlosen Leiden. 
Die unermüdliche Liebe, Geduld und Güte der Haus— 
eltern wurden belohnt. Die Pfleglinge des Asyls wurden willig 
und folgsam; Zank und Streit selten. Was ich jetzt sah, war 
ein Haus des Elends und der Trauer, aber auch eine Stätte 
wunderbarer Resignation und tiefen Friedens. Da lernte ich 
Musa kennen, einen Menschen von dunkler Vergangenheit. Er 
hatte in seiner Jugend nie Gutes getan, geraubt, vielleicht auch 
gemordet. Einmal hatte er aus Rache eine Menge Oelbäume 
vernichtet — die schlimmste Tat, die in dem baumarmen 
Palästina verübt werden kann, um so schlimmer, da der Oel— 
baum viele Jahre braucht, um ertragsfähig zu werden. Da 
wurde Musa kurz darauf aussätzig. „Die Strafe des Himmels 
für seine Verbrechen“, sagten die Leute. Er trat ins Asyl und 
wurde ein andrer: still und in sich gekehrt, ruhig, willig und 
dienstbereit.. 
Der Glaube ans Asyl verbreitete sich nach und nach im 
ganzen Land. Eines Tages wurde einer, dessen Unterkörper 
schon ganz abgestorben war, auf einem Esel ins Asyl gebracht. 
„Das Asyl wird mich retten“, sagte er. Er hoffte sicher auf 
seine Heilung. Als Arznei wünschte er nur Branntwein. Als 
er solchen nicht erhielt, wurde er mürrisch. Er starb schon 
nach vier Tagen. Ein andres Mal kamen zwei Greise, bei 
denen der Aussatz erst im spätesten Alter zum Ausbruch kam; 
der eine war ein Mönch und hatte lange Zeit als Einsiedler 
auf Kreta gelebt. Kurz zuvor waxen zwei Knaben von zehn 
und; zwölf Jahren aus Jaffa und Ramleh nach einer nächt— 
lichen Fußwanderung im Asyl angelangt. Welch erschütterndes 
Drama, diese Kinder am Eingang in das Leben schon mit der 
Verfaulung bedroht, und diese Greise nach einem Leben ohne 
Leiden jäh vom unausweichlichen Verderben befallen! Von 
den Knaben erzählte der eine: „Schon lange ist mein Vater 
gestorben, und die Mutter hat mein vergessen. Die Geschwister 
verstießen mich und jagten mich krank aus dem Hause. Gebt 
mir zu essen! Mich hungert und dürstet. Gebt mir ein Lager! 
Ich habe kein Heim, kein Obdach, von allen Schwellen hetzt man 
mich erbarmungslos fort.“ Und ebenso klagte der andre Knabe: 
„Schon zwei Jahre irre ich umher. Meine Elfkern haben mich 
aus dem Hause verbannt.“ In der Schrift heißt es: „Kann auch 
ein Weib ihres Kindleins vergessen, daß sie sich nicht erbarmte 
über; den Sohn ihres Leibes?“ Das Unglaubliche, hier ist es 
Wahrheit geworden. Diese furchtbare Krankheit, diese 
hoffnungslose, trennt Eltern und Kinder sogar, und die Herzen 
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